Jean Leppien
Meurtrière / Schießscharte / 5/85 XIII, 1985
Reine, in gewisser Weise reduzierte Formen nahmen in Jean Leppiens abstraktem Werk schon früh einen großen Raum ein. Eine solch radikale Reduktion der Formen wie mit seiner Reihe von Meurtrières, zu Deutsch Schießscharten, erreicht Leppien allerdings erst in den 1980er-Jahren. Auf großflächigem, dunklem bzw. hellem Hintergrund sind vertikale, zweifarbige Streifen aufgebracht. Sie erinnern in Verbindung mit dem Titel an schmale Schießscharten, die einen Ausblick oder Einblick geben auf das, was sich dahinter befinden könnte. Bei größtmöglicher Vereinfachung der Formen finden sich so auch hier die Merkmale, die Leppiens abstraktes Werk auszeichnen: eine Räumlichkeit, die der Einsatz von Formen und Farben scheinbar eröffnet und spannungsvoll der Flächigkeit des Bildes gegenübergestellt wird und so die Vorstellungskraft der Betrachter*innen anregt. Die Bilder können zudem als Reminiszenz an Leppiens Erfahrungen im Krieg gedeutet werden. Er verarbeitete künstlerisch die Inhaftierung und damit einhergehende Einschränkungen des Raumes und des Blickes.
Juliane Au
Jean Leppien's early abstract work featured pure, reduced forms, but it was not until the 1980s that Leppien achieved such a radical reduction of forms as he does in his series of paintings titled Meurtrières. These denote the narrow slits in a fortification through which ammunition can be fired, known as embrasures. Vertical, two-tone stripes are applied to a large dark or light background. As the title suggests, the stripes evoke the narrow embrasures that provide a view or a hint about what might be behind them. Although Leppien has simplified the forms as much as possible, the characteristics that distinguish his abstract work can also be found here: a spatiality that seems to be opened up through the use of forms and colours and excitingly juxtaposed with the flatness of the picture, thus stimulating the viewer's imagination. The pictures can be interpreted as recollections of Leppien's experiences during the Second World War. He has artistically processed his imprisonment and the associated restrictions on space and his view.