Andreas Slominski
Ohne Titel, 1988
Akkurat zusammengefaltet und fein säuberlich gestapelt präsentieren sich die Staubtücher in ihrer Vitrine. Auf den ersten Blick Rätsel aufwerfend, offenbart dieses Readymade bei genauerer Betrachtung zahlreiche Assoziationen: Einerseits thematisiert es eine deutsche Spießbürgerlichkeit, die als gesellschaftskritisches Moment verstanden werden kann, andererseits ruft es die Frage auf den Plan, wie ein Werk seinen Kunststatus erlangt und was einfache Putztücher zu einer Installation werden lässt – die Kategorien „high“ und „low“ werden durch das radikale Werkverständnis ironisch ausgehebelt. Die schlichte Anordnung der Stoffe fördert die Konzentration auf die Materialqualität mit ihren unterschiedlich weichen, gewebten Stoffen sowie auf die Komposition, in der die Farben, Muster und Faltgrößen keineswegs zufällig, sondern durchdacht ausgewählt wurden. Die Wertschätzung und der genaue Blick für das Alltägliche und Banale sind wichtige Kriterien im Schaffen Slominskis – jedes Arrangement ist sorgfältig komponiert.
Inga Dreesen