Nicole Wermers
Earring, 2006
Ohrring
Ein einzelner Ohrring, eigentlich ein zartes, vorrangig feminines Schmuckstück, wurde auf die überdimensionalen Maße von zwei Metern Höhe sowie 25 Kilogramm Gewicht vergrößert und scheinbar durch die Wand des Galerieraumes gestochen. Das schimmernde Weiß erinnert an eine riesige Perle, der tropfenförmige Anhänger verweist in seinem leuchtenden Rosa auf stereotype Vorstellungen von weiblichen Geschlechterrollen und Schönheitsidealen. Nicole Wermers zeigt mit dieser einzigartigen Beziehung zwischen Werk und Ausstellungsarchitektur bittersüß, wie kleine, alltägliche und allzu leicht übersehene Konsumgüter Körper, Identitäten und Umgebungen prägen. Der „Earring“, dessen Überzug mit Autolack hergestellt wurde, sodass er auch auf materieller Ebene mit gesellschaftlichen Geschlechterklischees spielt, war das erste im Außenraum realisierte Objekt Wermers‘. Nachdem das Werk im Zuge eines Artist-in-Residence-Programmes an der Außenwand des Camden Arts Centre in London ausgestellt wurde, kam es 2007 als Geschenk in die Hamburger Kunsthalle.
Inga Dreesen