Ilya Kabakov
Healing with Paintings, 1996
Heilung durch Gemälde
Durch eine schäbige Holztür betritt man über knarzende Bodendielen eine ärmliche Krankenstation und fühlt sich wie in eine vergangene sozialistische Welt versetzt. Ein Text an der Wand erläutert, dass hier Nervenleiden durch die Betrachtung von Malerei geheilt würden, und behauptet, dass die Therapie Healing with Paintings auf die Studien eines russischen Nobelpreisträgers zurückgehe. Zwei Zimmer mit je einem Bett und einem Landschaftsgemälde stehen wie für die Behandlung bereit, dazu erklingt leise Barockmusik. Voller Ironie gestaltet der aus Moskau stammende Konzeptkünstler Kabakov den Kontrast zwischen dem fiktiven sowjetischen Sanatorium und dem modernen Museum, zwischen der Malerei im Stil des Sozialistischen Realismus und der konzeptuellen Kunst in den angrenzenden Räumen. Dabei verweist er auf Gemeinsamkeiten zwischen staatlichen Institutionen und wirft indirekt die Frage auf, ob das Museum Ort einer sich frei entfaltenden Kultur ist oder ob es als Institution Stütze eines staatlich geprägten Gesellschaftsbildes ist.
Daniel Koep