Richard Serra

Measurements of Time, Seeing Is Believing, 1996

Zeitmessungen, Sehen ist Glauben

Die Bodenarbeit Measurements of Time, Seeing is Believing zählt zu der Werkgruppe der Splashings, die 1968 im Castelli Warehouse in New York ihren Ursprung nahmen. Während die Mehrzahl der dort initiierten Werke nur temporär konzipiert war, ist die Arbeit in der Hamburger Kunsthalle auf Dauer angelegt. Während der achttägigen Werkrealisation in Hamburg wurden über 13 Tonnen Bleischrott eingeschmolzen. Richard Serra schleuderte das glühend heiße Metall mit einer großen Schöpfkelle an die Kante zwischen Wand und Boden. Beim Abkühlen und Erstarren nahm die Gussmasse sogleich Form an. Vier der nacheinander gegossenen Elemente wurden aus der Raumkante befreit, gekippt und hintereinander in den Raum gerückt. Der fünfte Riegel blieb fest im Winkel von Wand und Boden verankert. Niedriger Schmelzpunkt, Weichheit und Dehnbarkeit des Bleis sind die Voraussetzungen für die Form der Arbeit. Doch die Materialeigenschaften verselbständigen sich: Im Laufe der Zeit gibt das Blei nach und senkt sich, die irisierende Oberfläche wandelt sich nach und nach in ein stumpfes Grau. Auf diese Weise werden Zeit und Veränderungen erfahrbar.

Christoph Heinrich


The floor work Measurements of Time, Seeing is Believing belongs to a group of works called Splashings, which originated in 1968 at the Castelli Warehouse in New York. While the majority of the works initiated there were conceived as only being temporary, the work in the Hamburg Kunsthalle is designed to be permanent. During the eight days in which the work was realised, over 13 tonnes of lead scrap were melted down. Using a large ladle, Richard Serra hurled the glowing hot metal onto the edge between the wall and the floor. As the lead cooled and solidified, the cast mass immediately took shape. Four of the elements, cast one after the other, were detached from the corner, tilted and moved one behind the other into the room. The fifth bar remained firmly anchored in the intersection of the wall and the floor. The low melting point, softness and ductility of lead are the prerequisites that allow for the form of the work. But the material properties take on a life of their own: over time, the lead gives way and sinks, the iridescent surface gradually transforms into a dull grey. That way, time and change become tangible.

Christoph Heinrich

Details zu diesem Werk

Rauminstallation. Fünf Riegel aus geschüttetem Blei, entstanden in der Woche vom 11.-15.03.1996 Auftragsarbeit der Hamburger Kunsthalle anlässlich der Einrichtung der Galerie der Gegenwart 1996 Inv. Nr.: G-1996-4 Sammlung: Galerie der Gegenwart © VG Bild-Kunst, Bonn 2022 / Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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