Richard Serra

Spot on, 1996

Scheinwerfer an! (Genau richtig!)

Die schwarze Wandzeichnung von Richard Serra wurde eigens für die Hamburger Kunsthalle entwickelt. Steht man in der Mitte des Raumes, ist das Werk aus der zentralen Blickachse gerückt, nur rund zehn Zentimeter unter der Decke platziert und durch vier weiße Pfeiler gerahmt wird. Spot On ist kein Kreis, sondern folgt dem Prinzip der Ellipse, die kein wirkliches Zentrum hat. Serra zeichnete mit zwei Nägeln und einer Schnur eine ellipsoide Form auf ein Metallblech, das in Teile zersägt als Kurvenlineale diente. Dann übertrug der Künstler die asymmetrische Kreisform auf die Wand, um diese anschließend in mehreren Etappen mit immer wieder neu erhitzter, schwarzer Ölkreide zu beschichten. Dabei trug Serra die Kreide nur in vertikalen Bewegungen auf. Das Werk thematisiert somit die Handarbeit, macht diese aber kaum sichtbar. Denn Serra versuchte jede Subjektivität zu vermeiden, indem er die Farbe so gleichförmig wie möglich auftrug und die einzelne Linie – Grundelement der Zeichnung und Ausdruck von Individualität – in unzugänglicher Schwärze verbarg.

Juliane Au


The black wall drawing by Richard Serra was developed specifically for the Hamburger Kunsthalle. Standing in the middle of the room and looking at it, the work is moved out of the central axis of vision, placed only about ten centimetres below the ceiling, and framed by four white pillars. Spot On is not a circle, but follows the principle of the ellipse, which has no real centre. Serra used two nails and a string to draw an ellipsoidal shape on a metal sheet, which was subsequently sawn into pieces and used as a curve ruler. The artist then transferred the asymmetrical circular shape to the wall, and coated it in several layers of repeatedly reheated black oil chalk. Serra applied the chalk in vertical movements only. The work thus thematises manual labour without making it visible. Serra tried to avoid adding any subjectivity by applying the paint as uniformly as possible and hiding the individual line – the basic element of the drawing and expression of individuality – in inaccessible blackness.

Juliane Au

Details zu diesem Werk

Ölkreide auf Dispersionsfarbe, geschmolzen und aufgespachtelt, entstanden in der Woche vom 11.-15. März 1996 Hamburger Kunsthalle. Auftragsarbeit der Hamburger Kunsthalle anlässlich der Einrichtung der Galerie der Gegenwart 1996. Realisierung dank der großzügigen Unterstützung von Murki und Peter Wehr Inv. Nr.: G-1996-3 Sammlung: Galerie der Gegenwart © VG Bild-Kunst, Bonn 2022 Foto: Kay Riechers

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback
Weitere Werke von
Richard Serra