Joseph Beuys
Vitrine, 1981
Joseph Beuys wählte auch für die Vitrine von 1981 seinen gewohnten Vitrinentyp: Ein Holzkasten, an der Vorderseite durch eine Glasscheibe einsehbar, steht auf einem Gerüst aus eisernen Vierkantstäben. Die in der Vitrine angeordneten Gegenstände sind Relikte vergangener Aktionen und Installationen. Sie wurden in der Berliner Galerie René Block gezeigt, die 1979 schloss. Die Fettecke stammt aus der Aktion Der Chef, die im Dezember 1964 stattfand. Die Wachsstücke sind Überreste der Aktion Eurasia von 1966, und das Grammophon mit Blutwurst fand 1969 in der Aktion Ich versuche dich freizulassen (machen) Verwendung. Die Vitrine zeigt die Artefakte im Ruhezustand, jedoch nicht ohne Strahlkraft. Die alten Um- und Kraftfelder der Aktionen werden gleichsam in der Vitrine aufgehoben. Sie bildet ihr eigenes Bezugssystem und ist sich selbst als Umfeld genug. Beuys führt hier also weniger Konservierung als vielmehr Überführung in einen neuen Zustand vor Augen.
Tilman Walther