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Angelika Kauffmann

Heinrich IV zwischen Ruhm und Liebe (Zwischen Liebe und Pflicht o. Heinrich IV mit Gabriele d'Estrée), 1788

"Heinrich von Navarra, Führer der Hugenotten, seit 1589 König von Frankreich, wird von seinem General Philippe de Mornay bei einem Stelldichein mit seiner Geliebten, der Gräfin Gabrielle d'Estrées, aufgesucht und aufgefordert, seinen Pflichten nachzukommen. Das Gemälde, das lange mit dem unpräzisen Titel Abschied im Bregenzer Museum verzeichnet war, folgt dem von Kauffmann vielfach variierten kompositorischen Muster des Herkules am Scheideweg, das auch in ihren Homer-Themen Hektor und Paris [...] oder Odysseus und Achill aufscheint. 1 [1 Ausführlich Baumgärtel 1990, S. 221f.] Kauffmann orientiert sich hier formal an Poussins Rinaldo verläßt Armida (Paris, Louvre) und nicht an Rubens' Heinrich IV.-Zyklus im Lourvre. 2 [Rossi 1811 und in der Folge nahezu alle Kauffmann-Autoren, zuletzt Oscar Sandner, gehen davon aus, angelika Kauffmann habe sich den Medici-Zyklus von Rubens angesehen. Der Hinweis auf den Rubens-Zyklus ist nicht haltbar, weil der Medici-Palast 1630 mit der Vertreibung Maria von Medicis für lange Zeit geschlossen blieb, dazu Sybille Ebert-Schifferer, in: AK Düsseldorf 1995, S. 83.] Im Vergleich mit weiteren Abschiedsszenen ist hier die Tragig der verlassenene Frau gegenüber Rinaldo verläßt Armida [...] oder hektors Abschied von Andromache [...] gesteigert worden. Von Androcmache über armida bis zur Gräfin Gabrielle d'Estrées entfaltet Kauffmann eine Skala von Ausdruckswerten weiblicher Trauer. Die würdevolle Bitte der Androcmache erfolgt Seite an Seite mit ihrem Mann. Der Kniefall der Armida und das Nicht-Loslassen-Können ist eine Geste der Verzweiflung, aber weniger unter die Katgorie des Sublimen einzuordnen. Armida ergreift nich tnur seine Hand, sondern umfaßt mit beiden HÄnden Hand un Arm. Die extremste Gefühlsäußerung aber stellt die ohnmacht der Gräfin dar, sie wird zu einem zeichen für die völlige Hilflosigkeit und Verlassenheit der liebenden Frau. Als Opfer ihrer straken GEfühle tritt sie ganz in den Hintergrund, wird bewegungslos, verliert ihre Sinne. Kauffmann gibt diesen Zustand auch malerisch adäquat wieder, in dem sie die Ohnmächtige mit verschwommenen Konturen darstellt, die eins mit der Natur zu werden scheinen. Hier taucht der gleiche Abwehrgestus des Rinaldo in der Figur Heinrichs IV. wieder auf und zeigt die Endgültigkeit seiner Entscheidung an. Die Botschaft, daß die Liebe, hier vertreten durch Amor, den Mann nicht zu halten vermag, sondern dass er seinen Pflichten nachkommen muß, scheint nach Kauffmanns Darstellung zu Lasten der Frauen zu gehen. Eine den Betrachter rührende Anteilnahme an dem Schicksal der Verlassenen ist hier bewußt in den Hintergrund verlegt, Vorrang hat die Argumentation zugunsten der Staatspflichten." (aus: Angelika Kauffmann 1741 - 1807 Retrospektive, hrsg. von Bettina Baumgärtel, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Düsseldorf 1998/ 1999, S. 420)

"Ebenfalls noch vor seiner Abreise vollendete sie im Januar 1788 - bestellt von Graf Rossomerksy, dem römischen Gesandten in Schweden - die allegorische Historie Heinrich IV. zwischen Ruhm und Liebe (52). Heinrich von Navarra, Führer der Hugenotten, seit 1598 König von Frankreich - zur Sicherung seiner Herrschaft 1593 katholisch geworden [...], zur Sicherung der Religionsfreiheit 1598 das Edikt von Nantes erlassend, 1619 von einem Fanatiker ermordet -, ist der vielleicht größte und klügste Regent seiner Zeit, die Literaten feiern seine / Toleranz, seine Sorge um die Untertanen [...] und seine Liebe zu den Frauen. Seine bekannteste Geliebte ist Gabrielle d'Esrées. Für die stereotype Ausprägung seines Charakters war Voltaires Versepos Henriade (1723) maßgeblich. Die Malerin beruft sich im Memorandum durch Zucchi auf Voltaire. Heinrich verweilt mit seiner Geliebten Gabrielle d'Estrées in einem Waldstück, wo ihn sein General Mornay findet, Heinrich begreift, worum es geht. Er entscheidet sich gegen seine Geliebte, die in Ohnmacht fällt, für den Ruhm. Cupido versucht Heinrich zurückzuhalten, aber Heinrich folgt, wenngleich zögernd, dem General, beider Arme verbinden sich. Rubens malte in zwei Zyklen viele Bilder zum Ruhm Heinrichs IV., Angelika Kauffmann dürfte in Paris den Zyklus für Heinrichs zweite Frau Maria de' Medici gesehen haben, vielleicht erinnerte sie sich an das Bild, in dem er Maria de' Medici emfpängt (Louvre). Natürlich ist Heinrich IV. in ihrem Bild in der rolle des Herkules, der sich für staatsmännische tugend in die Pflicht nehmen läßt [...], natürlich ist Gabrielle in der Rolle Ariadnes, sie liegt in ihrer Ohnmacht nach dem Vorbild im Vatikan. Und natürlich ist die Annahme, das Bild ginge bereits auf das Konto des abschieds von Goethe, es sei <<sozusagen vorbereitend>> gemalt, eine psychologische Milchmädchenrechnung. Die Botschaft war denn doch eine ganz andere." Allein schon Voltaires wegen wird er mit der Malerin über das Bild diskutiert haben. Was im Modello zu Hermann und Thusnelda <<skiziiert>> war, ist jetzt in einem Gemälde zu spüren. In ihrer Klassizismus-Krise nimmt sie, vorsichtig dosert, die Arznei Romantik. Gedämpfte Fraben, gedämpfte Stimmung. Das Ergebnis ist ein romantischer Rokkokoklassizismus.""( aus: Oscar Sandner: Hommage an Angelika Kauffmann, Ausst.-Kat. Vaduz, Mailand 1992, S. 73f.)

"In baumreicher Parklandschaft steht ein vornehmer Jüngling, halb kriegerisch, halb zum Schäferspiel gekleidet. Ein Freund in voller Rüstung führt ihn mit überredender Gebärde n.l., ein Amor hält ihn fest und weist auf die r. im Schatten schlummernde Geliebte." (aus: Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der Alten Meister, Bd. 3, Hamburg 1930, S. 83)

"January [1888] For Count Rossamorsky of Russia, Minister Plenipontentiary ot the court of Sweden. Finished a picture on canvas of 6 spans 6; with figures of 3 Spans 1/2, representing Henry IV in the hesitation bewtween Glory and Love at the moment when his General finds him resting in a little wood next to his mistress, the beautiful Marquise Gabrielle d'Estrees at the sight of his friend the General, Henry understood at once the motive of his coming and he decided to leave his mistress and to follow Glory, his mistress swoons; Cupid tries to retain Henri and shows him to the lovely Lady, Morne gives his arm to the King who staggering, follows him the said Allegory is taken from Voltaires Henriade - 150 Zecchini."
(aus: Victoria Manners/ G.C.Williamson: Angelika Kauffmann, R.A. Her life and her works, New York 1976 (Erstveröffentlichung 1924), S. 154)

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Öl auf Leinwand Inv. Nr.: E-621 Sammlung: Ehemaliger Bestand

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