Cornelis Pietersz. Bega

Kopf eines jungen Mannes (Studie)

Die Studie ist unvollständig ausgeführt, die Mütze mit wenigen Strichen lediglich angedeutet.3 Die Schreibweise des Namens mit doppeltem g findet sich auf frühen Werken Begas sowie in zeitgenössischen Dokumenten.4 Ein anderes um 1655 datiertes Selbstporträt in roter und schwarzer Kreide, bez. C bega, pictor Harlemsis, befindet sich in Leiden.5 Nach Scott ist Inv. 3554 vor dieser Zeichnung entstanden, die markanten Gesichtszüge mit den mandelförmigen Augen und der großen Nase wirken dort ausgeprägter.
Von Bega und seinen Malerfreunden Leendert van der Cooghen (ca. 1610-1681) und Theodor Helmbreker (1633-1699) existieren mehrere Bildnisse, die die Künstler voneinander anfertigten. Eine Zeichnung zeigt auf der einen Seite das Porträt Begas von der Hand Van der Cooghens,6 auf der anderen Seite wurde dieser von Bega gezeichnet (bez. C. Bega 1654). Van der Cooghen hat Bega zwei weitere Male porträtiert.7 Die Künstler dürften sich um 1651 kennengelernt haben, wie Begas datiertes, allerdings nur in einer Kopie überliefertes Porträt von Van der Cooghen vermuten läßt.8 Auch von Helmbreker sind mehrere Kreidezeichnungen mit Porträts von Bega bekannt.9

Thomas Ketelsen 2001

1 Berliner Spedition.
2 Briefl. Mitt. von G. M. W. Ruitenberg, Centraal Register van Particuliere Archieven, Den Haag.
3 Scott 1984, Bd. 1, S. 158, Anm. 1, spricht angesichts der Technik von Zeichnungen.
4 Ebd., S. 15.
5 Kreide, 263 x 216 mm, Prentenkabinet, Rijksuniversiteit Leiden, Inv. AW 264; Scott 1984, Bd. 2, S. 394 f., Nr. D.79, S. 498, Abb. 3.
6 Kreide, 328 x 245 mm, Rijksprentenkabinet, Rijksmuseum, Amsterdam, Inv. 1940:511, verso; Scott 1984, Bd. 2, S. 393,
Nr. D.76.
7 Ebd., S. 498 f., Abb. 6, 7.
8 Ebd., S. 396, Nr. D.83.
9 Ebd., S. 499, Abb. 8, 9.

Lit.: H. van Hall, Portretten van nederlandse beelden kunstenaars, Amsterdam 1963, S. 16, Nr. 1; M. A. Scott, Cornelis Bega (1631/32-1664) as Painter and Draughtsman (Phil. Diss. University of Maryland 1984), 2 Bde., Ann Arbor 1984, Bd. 1, S. 18, Anm. 9, Bd. 2, S. 393, Nr. D.77, S. 498, Abb. 4.

Parcours: Die Rücken der Bilder (15.10.2004 - 17.04.2005)
Werkrückseiten werden häufig durch Pappen geschützt, die oft auch mit Aufklebern bestückt sind, wie das Beispiel Bega zeigt. Zwei dieser Aufkleber auf der jetzt entfernten Papprückwand bringen nun Licht in die sonst unbekannte Herkunft der Studie:
Im April 1937 ging die Studie in den Besitz des in Amsterdam erfolgreich tätigen jüdischen Kunsthändlers Jacques Goudstikker über, als er es auf einer Auktion erwarb, es in seinem Inventarbuch mit der Nummer „3095“ registrierte und dies mit seinem Aufkleber bekundete.
Am 10.4.1940 floh Goudstikker mit seiner Familie vor den Deutschen nach England und verunglückte dabei. Der unmittelbar darauf durchgeführte Verkauf der Kunsthandlung Goudstikker konnte von der Witwe nicht abgewendet werden und war ein unfreiwilliger. Hermann Göring erwarb das Inventar, und Alois Miedl sicherte sich u. a. mehrere Immobilien der Firma, wie das Stammhaus in der Heerengracht 458. Nachdem Göring die für ihn relevanten Kunstobjekte aussortiert hatte, gingen die restlichen Werke an Miedl zurück. Dieser führte inzwischen das Geschäft Goudstikkers unter der Bezeichnung „Kunsthandel voorheen J. Goudstikker“.
Bisher ist nicht geklärt, ob der Bega Bestandteil des an Göring gegangenen Konvoluts war oder die Studie doch bei Miedl verblieben ist. Wahrscheinlich hat der kleine Aufkleber mit der „40“ irgendetwas mit diesen Abläufen zu tun.
Im November 1940 kaufte die „Verwaltung für Kunst und Kulturangelegenheiten“, so hieß die Kulturbehörde der Hansestadt Hamburg in den 40er Jahren, das Werk von der Hamburger Kunsthandlung Arcana, wie die hauseigenen Archivalien verraten. Den Eigentumsanspruch manifestierte die Verwaltung durch den Aufkleber, der über den von Goudstikker geklebt wurde.
Wegen des unfreiwilligen Verkaufs der Kunsthandlung Goudstikker muss eine eventuelle Rückgabe des Werks erwogen werden. Zuvor ist jedoch noch die Geschichte des Werks vor 1937 zu klären.
Ute Haug 2004 (Werk und Text wurden nicht in der Ausstellung aufgenommen)

Details zu diesem Werk

Öl auf Papier 18.7cm x 17.2cm (Blatt) Inv. Nr.: E-3554 Sammlung: Ehemaliger Bestand © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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