Erik Satie

Entr'acte / Musique d'ameublement, 1981

Entr'acte / Musique d'ameublement, 1980

A-Seite
- Cinéma de relâche (pour le film Entr'acte de René Clair)
Ensemble Ars Nova
- Sonnerie pur réveiller le bon gros roi des singes (lequel ne dort toujours que d'un oeil) pour deux trompettes
Trompete: Pierre Thibaud, Bernard Jeannoutot

B-Seite
- Musique d'ameublement, 1917
: Tenture cabinet préfectorial
: Tapisserie en fer forgé (pour l'arrivée des invités -grande reception - à jouer dans un vestibule)
: Carrelage phonique (peut se jouer à un lunch ou à un contrat de mariage)
Ensemble Ars Nova
- Vexation, pour piano seul
Piano: Michel Dalberto


"Erik Saties Musik thematisiert Zeitprozesse auf eine historisch neue Weise.
Für ihn wird die zeitliche Ausdehnung eines Stückes zum entscheidenen Faktor seiner Kunst. 1917 komponierte er Musique d'Ameublement, ein Musikstück, das kontinuierlich fortschreitet. Anstatt Musik für ganz bestimmte Anlässe zu schreiben und aufzuführen, konzipierte er ein Werk, das so selbstverständlich im Raum sein sollte wie ein Möbel. Satie ließ während der Erstaufführung 1920 drei kleine Musikgruppen spielen. 1979 griff John Cage die Konzeption auf. Er schlug vor, Musique d'Ambeublement als akustische Installation zu realisieren. Das ist heute technisch problemlos zu realisieren. Während der Ausstellung ist Musique d'Ameublement im Treppenhaus des Gründungsbaus der Hamburger Kunsthalle zu hören. Das Stück verwehrt eine kontemplative Rezeption. Satie forderte die Anwesenden 1920 während der Erstaufführung auf: "Hört nicht zu! Geht herum! Unterhaltet Euch!" (Friederike Wappler)

Quelle: www.raeumen.org


"Die Musique d´Ameublement vervollständigt die Einrichtung; sie ist Gold wert; sie beeinträchtigt nicht die Gewohnheiten; sie ermüdet nicht; sie langweilt nicht; sie zu verwenden heißt es besser machen" (Erik Satie)

"Mit einem Wort: Davon kann man gar nicht genug kriegen. Deshalb steht über den Noten eine schikanöse Spielanweisung: genau 840 mal muss das Stück nacheinander gespielt werden - am Stück! Der Verfasser wusste, was er den Pianisten damit antat und fand dafür einen treffenden Titel: "Quälereien".
Trotzdem kommt es immer wieder zu Aufführungen dieser "Vexations". Meist teilen sich dabei mehrere Spieler die Aufgabe - zur Vermeidung von Ermüdungsbrüchen ihrer Fingerknochen. Gute 20 Stunden muss ein Zuhörer da schon einplanen, je nach dem Tempogefühl und dem Erschlaffungsgrad der Interpreten. Wer aber eine solche Aufführung über lange Zeit verfolgt, kann eine eigenartige Erfahrung machen. Ein geduldiger Hörer hat sie einmal so beschrieben: "Ich hätte noch stundenlang zuhören können. Nachdenken über Meereswellen, das hält jeder für normal. Aber das große Wunder, dass ein kleines Stück Musik dieselbe Wirkung ausübt, findet kaum Beachtung".
Meditation und Möbel, das umschreibt die Spannweite im Leben des französischen Komponisten Erik Satie ziemlich genau. Halb spöttisch, halb fasziniert versenkte er sich in mittelalterliche Mystik, seine realen Möbel aber waren vom Trödelmarkt, und sie standen in einem winzigen Zimmer, das er "Wohnschrank" nannte. Zu Wohlstand und Reichtum hätte es Satie wohl auch dann nicht gebracht, wenn er den Tagesablauf eingehalten hätte, den er in seinen "Memoiren eines Gedächtnislosen" präzise beschrieb: "7.18 Uhr: Aufstehen. Inspiration von 10.23 bis 11.47 Uhr. Ich esse um 12.11 Uhr zu Mittag und verlasse die Tafel um 12.14 Uhr. Ich nehme nur weiße Nahrung zu mir: Eier, Zucker, Knochenmehl, Fett von toten Tieren, Baumwollsalat. Wenn ich lache, so geschieht es nie absichtlich. Ich schlafe nur mit einem Auge. Jede volle Stunde nimmt mir mein Diener die Temperatur und tauscht sie gegen eine andere."
Kein Wunder, dass die Kunstbürger den skurrilen Komponisten höchstens als Spaßmacher Ernst nahmen. Sie konnten nicht ahnen, dass in seinem Werk Vieles angelegt ist, was heute erst, ein Jahrhundert später, in der ästhetischen Diskussion Gewicht bekommt. Satie hat das vorausgesehen, zum Beispiel in der ironischen Vorbemerkung zu einem seiner Klavierstücke: "Dieses Werk ist absolut unverständlich, selbst für mich. Von sonderbarer Tiefgründigkeit, erstaunt es mich immer wieder." Aber für diese besondere Art von Tiefgründigkeit, die ohne "bedeutsame" Inhalte Musik zu einem Spiel macht, bei dem das Lachen erlaubt ist, war die Zeit nicht reif. (...)" (Wieland Schmid)

Quelle: http://www.br-online.de/wissen-bildung/kalenderblatt/2001/05/kb20010517.html


Zu Entr'acte:
René Clair, Frankreich 1924, 22 Min.
Der kurze Stummfilm, ursprünglich als 'Zwischenakt' für das Ballett 'Relâche' von Francis Picabia zur Musik von Eric Satie gedreht, ist stark vom Dadaismus geprägt. Neben Picabia selbst wirken so illustre Darsteller wie Eric Satie, Antonin Artaud, Man Ray und Marcel Duchamp mit. Rasche Folgen scheinbar unzusammenhängender Einstellungen, Montage- bzw. Collagetechnik, kaum narrative Zusammenhänge - 'Entr'acte' gilt heute als wichtiges und einflussreiches Werk des frühen Experimentalfilms.

Quelle: http://www.xenix.ch/archiv/03nov/27324.html

LP Inv. Nr.: A-1983-40 Sammlung:

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