Henri de Toulouse-Lautrec
Bildnisstudie einer Frau im Profil, 1890
Im Vollprofil hat Toulouse-Lautrec sein weibliches Modell wiedergegeben, das etwas starr aus dem Bild nach links blickt. Traditionell wird die Dargestellte als „Die Tochter des Schutzmanns“ bezeichnet, doch ist ihre Identität nach wie vor ungeklärt. Aufrecht, geradezu steif sitzt die Frau auf dem Korbstuhl, dessen Lehne negierend. Ihre Haltung lässt die Porträtsituation und zugleich ihre innere Anspannung spürbar werden. Sie ist ganz mit sich befasst, ihr introvertiertes Sein korrespondiert mit der kompositorischen Strenge des Bildes, das von Vertikalen dominiert wird. Fast schon mutet das Porträt wie ein Gegenentwurf zu den sinnlich-bewegten, dem Amüsement frönenden Figuren in Toulouse-Lautrecs Bildwelten des Pariser Nachtlebens an, für die er Berühmtheit erlangen sollte. Während aus dem Kolorit und der Erscheinungsweise des Bildes Toulouse-Lautrecs Kenntnis japanischer Farbholzschnitte sowie seine Bewunderung der Werke Edgar Degas’ spricht, offenbart die strenge Haltung der Porträtierten das Faible des Künstlers für Profilbildnisse der Florentiner Frührenaissance.
Markus Bertsch
XXX Zur Zeit ist ein kritischer Bestandskatalog der ca. 350 französischen Zeichnungen des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle in Vorbereitung. Für eventuelle Hinweise bezüglich Zuschreibung, Ikonographie, Datierungen, Dokumente sowie Literatur zu den einzelnen Zeichnungen wäre ich sehr dankbar. XXX
Dr. Andreas Stolzenburg
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