Max Liebermann, Zeichner

Das Zimmer des Künstlers im Hotel Louis C. Jacob in Nienstedten, 1902

Im Sommer 1902 folgte Max Liebermann der Einladung Alfred Lichtwarks nach Hamburg, um für die "Sammlung von Bildern aus Hamburg" Ansichten der Umgebung zu malen. Vom 3. Juli bis 5. August hielt der Künstler sich in der Stadt auf und wohnte im Hotel Jacob an der Elbchaussee. In dieser Zeit entstanden die ersten Zeichnungen und Pastelle von der durch ihn berühmt gewordenen Terrasse des Restaurants, von Elbansichten und Landhäusern sowie diese Studie seines Zimmers bei Jacob. Trotz des offensichtlich tristen Regentages – Liebermann erwähnte noch Monate später in einem Brief an Lichtwark den typisch verregneten Sommer in Hamburg – wird das Pastell von einer lichten, sommerlichen Stimmung getragen. Der Blick des Betrachters wird durch die beiden Eckfenster direkt auf die Elbe gelenkt, im Hintergrund ist das Alte Land zu sehen. Leicht und luftig wirkt der Raum, dessen helle Wände im Kontrast zu den dunklen Möbeln stehen. Sparsam eingesetzte Komplimentärfarben wie Rot, Blau und Grün akzentuieren die Flächen. Wie bei seinen schwarz-weissen Kreidezeichnungen gelingt es Liebermann bei dieser Farbstudie, durch den raschen, teils gewischten Pastellstrich unter Einbeziehung des Papiertons den Eindruck von Offenheit und zugleich räumlicher Intimität zu erzielen. Darin erinnert er lebhaft an Adolph Menzels „Balkonzimmer“ von 1845 (Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie), das Liebermann besonders schätzte.

Lichtwark, der die fertigen Studien im Dezember des Jahres in Liebermanns Atelier in Berlin sah, berichtete von seinem Besuch begeistert an die Hamburger Kommission für die Verwaltung der Kunsthalle: „Liebermann hat mir geschrieben, daß er im Januar seine Hamburger Arbeiten zur Ansicht senden würde. (...) Ich bin gespannt, wie sie die Hamburger sehen werden, ich selber habe sie mit großer Freude immer wieder betrachtet. Es scheint mir überaus wichtig, dass wir auch die Studien mit erwerben, denn dem in Liebermanns Art nicht Eingeweihten erleichtern sie den Zugang, und dem Freunde seiner Kunst gewähren sie den Genuß des Miterlebens“ (Briefe an die Hamburger Kommission für die Verwaltunfg der Kunsthalle, Hamburg 1904, Bd.10, S. 221).

P. R.

Details zu diesem Werk

Pastell auf Pappe 310mm x 420mm (Blatt) 38cm x 48.5cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 74446 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1850-1900 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford/Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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