Friedrich Brandt, Fotograf, Verleger
nach Albrecht Dürer, Entwerfer, Holzschneider
Hans Brüggemann, Bildhauer
"Verspottung Christi.", 1870
Aus: "Brüggemann-Album. Altarschrein der Domkirche zu Schleswig."; Flensburg 1870, Taf. 6
Friedrich Brandt trug durch diverse fotografische Publikationen wesentlich zur Popularisierung von Hans Brüggemanns sog. Bordesholmer Altar bei. Neben einem 1866 erschienenen, eher kleinformatigen Buch (vgl. kb-1915-525) gab er wenige Jahre später eine großformatigere Mappe mit 27 Abbildungen heraus, aus der die vorliegende Darstellung stammt. In dieser dichten Abfolge spiegeln sich technische Entwicklungen und ein verstärktes Interesse des Publikums.
Bei dieser Darstellung scheint es sich aufgrund der Ikonographie sowie der Chronologie der Passion eher um die Schaustellung Christi vor dem Volk und dem Freilassen des Barrabas ("Ecce homo") zu handeln, als um eine Verspottung.
Brüggemann hat augenscheinlich einige Anlehungen an die Kleine Passion Albrecht Dürers von 1510 eingefügt. So ist besonders die ikonographisch ungewöhnliche Präsentation Christi vor dem Volk aus einem rundbogigen Fenster heraus und damit die Ansicht des Christuskörpers als Halbfigur ein deutlicher Verweis auf das 20. Blatt besagter Passion.
Hierbei ist jedoch festzustellen, dass Brüggemann bei allen Anlehnungen an Dürers Passion lediglich einzelne Figuren zitiert, meistens jene, die sich um Christus herum befinden oder diesen selbst. Die restliche Komposition der Szenen bleibt originell, wobei bestimmte Entscheidungen zur Komposition offensichtlich aufgrund der Übertragung einer zweidimensionalen Darstellung in ein dreidimensionales, jedoch in der Tiefe begrenztes Medium- wie es die fast schon reliefartigen Holzeinsätze des Schaukastens des Schleswiger Altarschreins sind- getroffen wurden.
Bianca Schulz / David Klemm
Vgl. Schoch / Mende / Scherbaum (Hg.): Albrecht Dürer. Das druckgraphische Werk, Bd. 2, München u.a. 2002, S. 316, Kat.-Nr. 205
Vgl. hierzu Inv.-Nr. kb-1915-525-11, 73942, 10722 und kb-1915-515-20.