Adrian Schleich, Stecher
nach Wilhelm von Kaulbach, Zeichner, Erfinder
und Friedrich Würthle, (?), Stecher

Reineke stellt sich vor den Krähen tot ‒ Illustration zum Siebten Gesang, vor 1846

Für: Goethe, Wolfgang von: "Reineke Fuchs [...]", München 1846, Tafel 24 nach S. 128, [Blatt 27]

Wilhelm von Kaulbach entschloss sich wohl Ende 1840 dazu, Goethes Versepos vom listigen Fuchs Reineke zu illustrieren. Die Anregung ging offenbar von Rudolf Oldenbourg, einem Teilhaber des Verlegers Cotta, aus. Die Ausführung zog sich über Jahre hin und führte letztlich 1846 zu einem herausragenden Werk der Buchgestaltung im 19. Jahrhundert, aber auch zu menschlichen Zerwürfnissen, so zwischen dem Künstler und Oldenbourg.
Den Hauptanteil an der Umsetzung der von Kaulbach entworfenen Kompositionen übernahmen Rudolf Rahn (1805-1868) und Adrian Schleich (1812 - 1894); dabei hatte wohl Rahn als Leiter eines Ateliers die Federführung inne. Auf einem Blatt findet sich die Signatur eines Graphikers namens Steifensand, wobei es sich wohl um Xaver Steifensand handelt. Darüber hinaus finden sich in der Buchausgabe keine weiteren Hinweise auf beteiligte Künstler.
Vor diesem Hintergrund ist es von Interesse, dass auf einem im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle befindlichen beachtlichen Bestand von 38 Probedrucken auch weitere Graphiker – Franz Hablitschek und Friedrich Wörthle – wiederholt namentlich genannt sind. Hierbei handelt es sich durchweg um handschriftliche Notizen, wobei die Schreibweise der Künstler nicht immer korrekt ist. Möglicherweise handelt es sich um weitere Mitarbeiter in Rahns Atelier. Es ist denkbar, dass die Blätter z. T. arbeitsteilig ausgeführt wurden, dass z. B. Friedrich Wörthle als Spezialist für Landschaften auch diesbezügliche Partien übernahm. Dass die Namen der Künstler im letztlich gedruckten Buch nicht auftauchen, entspricht einer üblichen Praxis des 19. Jahrhunderts. Es entspricht einer gängigen Praxis des 19. Jahrhunderts, das in größeren Werkstätten, etwa im Holzschnittgewerbe, nur die Meister bzw. wichtigsten Graphiker genannt werden.
Da sich die auf den Hamburger Probedrucken befindlichen Notizen bislang durch keinen dokumentarischen Beleg verifizieren lassen, werden sie hier erstmals mit einem gewissen Vorbehalt vorgestellt. Unklar ist auch, wer die Probedrucke jeweils ausgeführt hat. Waren es die Druckereien, die später die endgültigen Drucke zu verantworten hatten?
Angesichts dieser offenen Fragen wäre eine vertiefte Beschäftigung mit der Entstehungsgeschichte des wichtigen Buches wünschenswert.(Anm. 1) Generell ist bekannt, dass Kaulbach ein strenger Korrektor war, der sich etwa über die Trockenheit der graphischen Umsetzung seiner Entwürfe beklagte. Dies ist aber zu einem gewissen Grad auch auf die für die Reproduktion gewählte Technik des Stahlstichs zurückzuführen. Die Hamburger Probedrucke weisen keinerlei Korrekturen Kaulbachs auf.

Vgl. den fertigen Zustand der Komposition in der Buchausgabe von 1846: Inv.-Nr. kb-1863-85-81-39.

David Klemm

1 Vgl. Czech, Alfred: Reineke-Fuchs-Illustrationen im 19. Jahrhundert, Diss. Univ. München 1991, München 1993, vor allem S. 41-45; hier bleiben die oben angesprochenen Fragen nur am Rande diskutiert. Die Beteiligung anderer Graphiker als Rahn und Schleich wird nicht erwogen.

Details zu diesem Werk

Stahlstich 216mm x 190mm (Platte) 143mm x 131mm (Bild) 454mm x 302mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 73319 Sammlung: KK Druckgraphik, Deutschland, 19. Jh. , CC-BY-NC-SA 4.0

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