Thérèse-Éléonoré Lingée, Radiererin
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Zeichner, Erfinder
nach Marcantonio Raimondi, (?), Stecher
nach Ugo da Carpi, (?), Holzschneider
Firmin Didot Frères, Fils & Co., Paris und Leipzig, Drucker, Verleger

Kreuzabnahme, zwischen 1840 und 1871

Aus: "GEMÄLDE-GALLERIE ODER WERKE UND LEBENSBESCHREIBUNGEN DER BERÜHMTESTEN MALER [...]", Paris und Leipzig o. J., Pl. 233

Die Graphik mit der "Kreuzabnahme" ist Teil eines umfangreichen Konvoluts mit populären Drucken nach Raffaels Werken. Die Darstellung der vorliegenden Radierung entspricht einem Stich Marcantonio Raimondis wohl nach einer Zeichnung Raffaels; vorbereitende Studien von der Hand Raffaels befinden sich in der Albertina, im Metropolitan Museum und im Louvre. Desweiteren gibt es einen vermutlich etwa zeitgleich entstandenen Clairobscur-Holzschnitt von der Hand Ugo da Carpis mit einigen Abweichungen im Vergleich zu Raimondis Stich und außerdem seitenverkehrt zu diesem, welcher in der Forschung auch bereits als mögliches Vorbild für Raimondi vorgeschlagen wurde.
Ursprünglich wurden die Platten unter der Leitung von Charles Paul Landon für sein Werk "Vies et oeuvres des peintres les plus célèbres de toutes les écoles", 25 (?) Bde., Paris 1803-1817/25 (?)
gestochen und publiziert. Hier liegt die Auflage durch Didot Frères vor, welche laut eigener Aussage in den Besitz der Platten gekommen waren und diese nun günstiger veröffentlichten; es handelt sich um 160 Lieferungen insgesamt - Raffael war mit 4 Bänden in 53 Lieferungen vertreten. Der Lieferung wurde - wie bereits bei Landon - ein Bildnis des jeweiligen Künstlers vorangestellt.

Die Datierung des Hamburger Konvoluts ist schwierig, da der Kontext der Einzelblätter nicht abschließend geklärt werden kann. Dem Konvolut ist ein Umschlag beigefügt, der einige Ansätze für eine Datierung enthält. Wichtig ist etwa der dort angegebene Lieferungspreis in Neugroschen und Reichstalern. Der Neugroschen wurde zwischen 1840 und 1873 im Königreich Sachsen geprägt; der Reichstaler wurde bereits ab 1871 durch die Mark abgelöst.
Es ist denkbar, dass die Raffael-Lieferungen aufgrund der großen Popularität des Künstlers wohl relativ früh gedruckt worden sind (1840er Jahre), doch ist nicht auszuschließen, dass eine starke Nachfrage auch Nachdrucke erforderlich machte.

Klara Wagner / David Klemm

Details zu diesem Werk

Radierung 163mm x 115mm (Bild) 223mm x 144mm (Platte) 320mm x 244mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 72878 Sammlung: KK Druckgraphik, Frankreich, 19. Jh.

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