Thomas Smith, Radierer
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Maler, Erfinder
Firmin Didot Frères, Fils & Co., Paris und Leipzig, Drucker, Verleger

Madonna mit Christus und Johannes / Madonna della Sedia, zwischen 1840 und 1871

Aus: "GEMÄLDE-GALLERIE ODER WERKE UND LEBENSBESCHREIBUNGEN DER BERÜHMTESTEN MALER [...]", Paris und Leipzig o. J.; Pl.109

Raffaels um 1514 entstandene "Madonna della Sedia" befindet sich heute in der Galleria Palatina in Florenz (Öl auf Pappel, Tondo, Durchmesser 71 cm, Inv.-Nr. 151) zählt zu den bekanntesten und zugleich am häufigsten reproduzierten Werken des Künstlers. Die vorliegende Umrisslinienradierung ist eine unter mehr als 80 Graphiken nach dem Gemälde. Es erfuhr besondere Aufmerksamkeit und Verehrung im 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem sich verdichtenden Raffaelkult und wurde Gegenstand nicht nur kunsthistorischer Schriften, sondern auch diverser Legenden: So soll seine runde Form beispielsweise daher rühren, dass Raffael beim Spaziergang die Frau eines Winzers mit ihren beiden Kindern als Modell für seine Madonna mit Christus- und Johannesknaben in Ermangelung von Papier auf den Boden eines Weinfasses skizzierte.

Die Graphik mit der "Madonna della Sedia" ist Teil eines umfangreichen Konvoluts mit populären Drucken nach Raffaels Werken. Ursprünglich wurden die Platten unter der Leitung von Charles Paul Landon für sein Werk "Vies et oeuvres des peintres les plus célèbres de toutes les écoles", 25 (?) Bde., Paris 1803-1817/25 (?)
gestochen und publiziert. Hier liegt die Auflage durch Didot Frères vor, welche laut eigener Aussage in den Besitz der Platten gekommen waren und diese nun günstiger veröffentlichten; es handelt sich um 160 Lieferungen insgesamt - Raffael war mit 4 Bänden in 53 Lieferungen vertreten. Der Lieferung wurde - wie bereits bei Landon - ein Bildnis des jeweiligen Künstlers vorangestellt.

Die Datierung des Hamburger Konvoluts ist schwierig, da der Kontext der Einzelblätter nicht abschließend geklärt werden kann. Dem Konvolut ist ein Umschlag beigefügt, der einige Ansätze für eine Datierung enthält. Wichtig ist etwa der dort angegebene Lieferungspreis in Neugroschen und Reichstalern. Der Neugroschen wurde zwischen 1840 und 1873 im Königreich Sachsen geprägt; der Reichstaler wurde bereits ab 1871 durch die Mark abgelöst.
Es ist denkbar, dass die Raffael-Lieferungen aufgrund der großen Popularität des Künstlers wohl relativ früh gedruckt worden sind (1840er Jahre), doch ist nicht auszuschließen, dass eine starke Nachfrage auch Nachdrucke erforderlich machte.

Klara Wagner / David Klemm

Details zu diesem Werk

Radierung 99mm x 100mm (Bild) 176mm x 149mm (Platte) 322mm x 249mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 72829 Sammlung: KK Druckgraphik, Frankreich, 19. Jh.

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback