Louis-Félix (auch genannt: Lucien) Butavand, Radierer
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Zeichner
Chalcographie du Louvre, Drucker

Psyche übergibt der überraschten Venus ein Gefäß, 1851

Aus: "Gravure Facsimile d' après différents Dessins faisant Partie de la Collection du Musée Impérial du Louvre [...]", Paris 1848ff

Nach den Glanzleistungen im Recueil Crozat (Inv.-Nr. 2020-30-2) blieb Paris auch in der Folgezeit ein wichtiges Zentrum auf dem Gebiet der Faksimile-Wiedergabe von Zeichnungen. Ein besonderes Engagement ist um 1850 festzustellen. Man könnte vermuten, dass dabei die französische Hauptstadt als Vorort der kurz zuvor erfundenen Daguerreotypie bzw. Fotografie besonders stimulierend gewirkt hat.
Hervorzuheben ist ein ambitioniertes Projekt, bei dem seit 1848 zahlreiche Faksimile-Reproduktionen nach Handzeichnungen vornehmlich aus den reichen Beständen des Louvre herausgebracht wurden. Die Aufträge erhielten mehr oder weniger arrivierte Stecher wie Alphonse Alexandre Leroy (Inv.-Nr. 72780), Paul Chenay oder Claude Marie François Dien. Der Großteil der wiedergegebenen Zeichnungen stammte aus der Renaissance, etwa von Leonardo da Vinci, Pietro Perugino oder Lorenzo di Credi. Besonders häufig wurden Raffael-Zeichnungen reproduziert, was für den umfangreichen vorhandenen Bestand sowie für die besondere Wertschätzung des Künstlers spricht.
Beispielhaft sei Lucien Butavands einfühlsame Reproduktion einer im Louvre bewahrten Studie Raffaels für dessen Zyklus zur Liebesgeschichte von Amor und Venus vorgestellt (vgl. Inv.-Nr. 289, 287, 550, 70397, kb-1981-358k-95, HK-510, 1957-331). (Anm. 1) Charakteristisch für diese und sämtliche anderen Faksimile-Wiedergaben der Gravure Facsimile d’ après différents Dessins sind die große Genauigkeit, die Verwendung hochwertiger Papiere und die Druckqualität der Chalcographie du Louvre.
Die dargestellte Szene zeigt, wie Psyche der überraschten Venus ein Gefäß überreicht. Diese hatte der schönen Königstochter aus Eifersucht mehrere unlösbare Aufgaben gestellt, die Psyche dann aber mit göttlicher Hilfe meisterte. In einem Fall erlangte sie das Wasser des Styx dank der Hilfe von Zeus‘ Adler. In einem weiteren Abenteuer holte sie die ihr von Proserpina anvertraute Büchse der Schönheit aus der Unterwelt empor. Angesichts fehlender motivischer Hinweise ist es nicht möglich, zu sagen, welche der beiden Episoden aus der Favola di Psiche hier dargestellt ist.
Butavand lernte zunächst in Lyon, später an der Pariser Ecole des Beaux-Arts. Nach Anfängen als Gebrauchsgraphiker legte er einen Schwerpunkt auf Reproduktionen. Um 1840/41 zeigte er im Salon seine Wiedergaben nach Werken Friedrich Overbecks, 1852 ebendort auch das Faksimile von Venus und Psyche. Gerade dieses Blatt weist Butavand als einen hervorragenden Graphiker aus, dessen Laufbahn durch einen frühen Tod unterbrochen wurde.
David Klemm

LIT (Auswahl): Weigel 1865, S. 582, Nr. 6899

1 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts graphiques, Inv.-Nr. 3875; vgl. Cordellier/Py 1992, S. 371–372, Nr. 548

Details zu diesem Werk

Radierung in Crayonmanier 265mm x 196mm (Bild) 365mm x 265mm (Platte) 597mm x 435mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 72784 Sammlung: KK Druckgraphik, Frankreich, 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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