Ferdinand Ruscheweyh, Stecher, nach
Peter von Cornelius, Zeichner, Erfinder
Georg Andreas Reimer, Verleger
Die Erscheinung am Rabenstein, 1845 (gestochen 1814)
In: "Bilder zu Goethes Faust von P. Cornelius", Berlin 1845, Blatt 11
Bildprogramm des vorliegenden Blattes (mit Versangaben):
Diese hier illustrierte kurze Szene "Nacht. Offen Feld" folgt auf die Szene "Trüber Tag", die Fausts Verzweiflung anlässlich Gretchens drohendem Schicksal sowie die Schuldfrage an ihrem Unglück thematisiert. Mephisto verdeutlicht Faust hierbei seine Unfähigkeit mit Konsequenzen umzugehen: „Warum machst du Gemeinschaft mit uns, wenn / du sie nicht durchführen kannst? Willst fliegen und bist / vorm Schwindel nicht sicher?“ (V 6-8). Des Weiteren spricht er Faust die Schuld zu: "Wer war’s, / der sie ins Verderben stürzte? Ich oder du?“ (V 19 f.). Daraufhin entscheidet Faust, Gretchen zu befreien. In der nun folgenden Nachtszene reiten Faust und Mephisto zu dem Kerker, in dem Gretchen auf ihre Hinrichtung wartet. Dabei begegnen sie einer Hexenzunft, die sich an einer Richtstätte befindet und offenbar Rituale abhält: „Schweben auf, schweben ab, neigen sich, beugen sich.“ (V 4401). Die Darstellung greift die Dynamik der Szene und die Eile der Reiter auf, indem die Pferde in Unruhe gezeigt werden. Schemenhaft werden die Figuren im Hintergrund als Hexen, aber auch Teufel und weitere verhüllte oder fliegende Geschöpfe der Unterwelt gezeigt. Sie begleiten eine Frau mit geneigtem Kopf und Kruzifix in der Hand zum Richtplatz. Der Charakter der Richtstätte wird zusätzlich durch den verwesenden Körper auf dem aufgestellten Rad verdeutlicht.