Georg Martin Preisler (Preißler), Stecher
Giovanni Domenico Campiglia, Zeichner
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Maler, Erfinder
Francesco Moücke, Verleger

Bildnis Raffaels, um 1752 (Erstdruck)

Aus: Francesco Moücke (Hrsg.): Museo Fiorentino Che Contiene I Ritratti De' Pittori: Consacrato Alla Sacra Cesarea Maestà Dell'Augustissimo Francesco I. Imperadore De' Romani Re Di Gerusalemme E Di Germania Duca Di Lorena E Di Bar Granduca Di Toscana ec. ec. ec., Bd. 1, Florenz 1752, Tafel vor S. 49 (Text S. 49-56)

Der Urheber dieses Blattes, Georg Martin Preißler, war der Sohn des berühmten Kupferstechers Johann Daniel Preißler und älterer Bruder des Johann Martin Preißler. Zusammen bildeten sie eine hochproduktive, aus Böhmen nach Franken eingewanderte Kupferstecherfamilie in Nürnberg. 1737 wurde Georg Martin Preißler, der von seinem Vater in der Kupferstechkunst ausgebildet worden war, Direktor der Nürnberger Akademie.
Der Zeichner der Kupferstichvorlage, der Raffaels Selbstbildnis vor Ort in Florenz kopierte, war der in Bologna, Florenz und ab 1734 in Rom – hier besonders für die Familie der Medici – tätige Maler, Zeichner und Kupferstecher Giovanni Domenico Campiglia. Er war über zehn Jahre für das Museo Fiorentino tätig, eine umfangreiche, in vier Bänden mit je 55 Kupferstichen 1752, 1756, 1764 und 1762 erschienene Sammlung von Künstlerselbstbildnissen (Anm. 1) , die sich im Corridoio Vasariano der Uffizien befinden und aus der auch der vorliegende Stich nach Raffaels um 1505 datiertem Selbstbildnis der Uffizien stammt. (Anm. 2)
Obwohl nicht bei Giorgio Vasari in der Vita Raffaels erwähnt, gilt das vorliegende, als Selbstbildnis zwar nicht einhellig anerkannte Bild für die Rezeption der Gesichtszüge Raffaels als das folgenreichste und sicher am häufigsten kopierte. (Anm. 3) Es steht in den jugendlichen Gesichtszügen dem Selbstbildnis im Fresko der Schule von Athen sehr nahe (vgl. Inv.-Nr. 719 und 20490).
Programmatisch hängt das Selbstbildnis Raffaels in einer Kopie auch als guter künstlerischer Geist schwebend über der Tür auf dem von Carl Vogel von Vogelstein 1834 gemalten Atelierbildnis David d’Angers modelliert die Büste Ludwig Tiecks während Vogel von Vogelstein ihn im Wettbewerb malt. Und auch das Frontispiz in Johann Heinrich Wackenroders Herzensergießungen von 1797 nimmt die hier vorgeprägten Züge des ewig jungen Genies auf (vgl. Inv-Nr. kb-1967-767-1). Der Schriftsteller Ludwig Tieck hatte schon 1799 einen Beitrag zu Rafael’s Bildniß in seinen Phantasien über die Kunst veröffentlicht (Anm.4) , so dass die Kopie, die Vogel von Vogelstein sich in Florenz bestellt hatte, hier nicht zufällig ins Bild gebracht wurde, sondern natürlich über den allgemeinen Verweis auf den Göttlichen zudem als Hommage an Tieck zu verstehen ist.
Andreas Stolzenburg

1 Die vier Bände des Mueso Fiorentino wurden später als Bände VII bis X in der noch umfangreicheren Folge Museum Florentinum erneut gedruckt und bereits ab 1748 wurden vorab Abzüge vor der Schrift publiziert.
2 1505, Öl auf Pappelholz, 47,3 x 34,8 cm, Florenz, Galleria degli Uffizi, Porträtgalerie; Meyer zur Capellen 2001, S. 286–290, Nr. 43, Farbtaf. S. 95.
3 Vgl. beispielsweise eine Kopie des Dresdner Malers Albert Krafft; Ausst.-Kat. Göttingen/Rom 2015, S. 212–213, Nr. 35 (Beitrag Michael Thimann).
4 Tieck 1799/1983, S. 26–30 (Erster Abschnitt, Kapitel III).

Details zu diesem Werk

Kupferstich, Radierung 223mm x 165mm (Bild) 273mm x 171mm (Platte) 329mm x 264mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 63449 Sammlung: KK Druckgraphik, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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