Rembrandt Harmensz. van Rijn

Weiblicher Akt auf einem Erdwall, um 1631

Bei dem Wort „Akt“ denkt man vielleicht an eine Oper oder an die Abkürzung für „Aktion“. Doch hier wird das Wort als Fachausdruck für die Darstellung eines nackten Menschen gebraucht. Die Künstler stellen oft Nackte dar, weil sie die Schönheit des menschlichen Körpers zeigen wollen und weil sie alles, was sie ausdrücken wollen, in die Körpersprache ihrer Figuren legen können. Das erreichen sie besonders gut, wenn keine Kleidung den Blick versperrt.
Diese junge Frau hat Rembrandt als schön empfunden. Er zeichnet ihr munteres, ein wenig spitzbübisches Gesicht im Wechsel von Licht und Schatten sehr sympathisch. Sie hat sich auf einen Erdhügel gesetzt und sich ein Tuch untergelegt, damit es nicht so kalt ist. Man fragt sich fast, ob sie je wieder aufstehen möchte, so schwer liegt ihr Bauch zwischen den Beinen auf. Auch an den Knien sind einige Speckröllchen zu sehen. Rembrandt hat hier eine ganz normale, ziemlich pummelige Frau gezeichnet. Das war in der Kunst ungewöhnlich und auffallend. Ein Zeitgenosse (A. Pels) fand es abstoßend und schrieb dazu: „...eine nackte Frau, so wählte er keine griechische Venus zu seinem Modell, sondern eine Wäscherin oder Torftreterin aus einer Scheuer und nannte das: Nachahmung der Natur; alles übrige war ihm eitle Verzierung. Schlaffe Brüste, unförmliche Hände, ja die Spuren der Gürtelbänder der Röcke am Bauche und der Strumpfbänder an den Beinen mußten sichtbar werden, wenn der Natur genüge getan sein sollte, das heißt seiner Natur, welche keine Regel und keine Grundsätze von Ebenmaß an dem menschlichen Leibe dulden wollte.“

Thomas Gädeke

Details zu diesem Werk

Radierung und Kupferstich 177mm x 160mm (Platte) 178mm x 163mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6323 Sammlung: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback
Weitere Werke von
Rembrandt Harmensz. van Rijn