Rembrandt Harmensz. van Rijn

Christus in Emmaus, große Platte (Lukas 24, 13-31), 1654

Im gleichen Jahr, in dem die kleinformatigen Radierungen zur Kindheit Jesu entstanden (vgl. Inv.-Nr. 6155, 6156, 6174, 6170), schuf Rembrandt auch vier größere Blätter zu Jesu Wirken. Davon behandeln drei Bilder Ereignisse nach dem Tod Christi: die Abnahme vom Kreuz, die Grablegung und das Emmausmahl. Diese letztere Szene, die uns der Evangelist Lukas schildert (24, 13–33), ist besonders bedeutsam, denn die Jünger können nicht glauben, daß Jesus lebendig geworden und von den Toten auferstanden ist – obwohl die Frauen, die am leeren Grab waren. es ihnen erzählt hatten. Zwei Jünger machten sich nun auf den Weg zu einem Dorf namens Emmaus. Tieftraurig sprachen sie unterwegs über die Verurteilung und Tötung Jesu. Da kam ein Mann hinzu, der ihnen erklärte, dass all dies schon von den Propheten vorausgesagt worden sei und dass es nach Gottes Willen so geschehen musste. Die beiden Jünger waren getröstet, und als sie in Emmaus angekommen waren, baten sie den Mann, bei ihnen zu bleiben. Als sie gemein sam zu Abend aßen, brach er das Brot und reichte es ihnen, wie beim letzten Abendmahl vor seinem Tod – erst da erkannten die Jünger, dass es der von den Toten erstandene Christus selbst war. Rembrandt zeigt uns den Moment, in dem die beiden Jünger ihn erkennen. Deutlich sehen wir ihre tiefe Bewegtheit. Der rechte hebt seine Arme, sein Mund bleibt vor Staunen geöffnet. Der andere Jünger ist aufgestanden und faltet die Hände wie im dankbaren Gebet. Von Christus, der in der Mitte am Tisch sitzt, geht ein heller Schein aus, der zugleich die geistige Erleuchtung der beiden Jünger anschaulich macht. Im Vordergrund sehen wir den Wirt, der sich gerade auf einer Treppe befindet. Er wendet sich Christus und den Jüngern zu, offenbar versteht er aber nicht, was da vor sich geht. Er wird nicht erleuchtet und bleibt im Dunkeln.

Uta Kuhl
Einen späteren Zustand, mit Überarbeitungen von fremder Hand, zeigt Inv.-Nr. 6206.
Eine kleinere Darstellung von Christus in Emmaus zeigt Inv.-Nr. 6207.

Details zu diesem Werk

Radierung und Kaltnadel 211mm x 160mm (Platte) 213mm x 161mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6205 Sammlung: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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