Rembrandt Harmensz. van Rijn

Abraham spricht zu Isaak, 1645

Diese Darstellung geht der Szene von Abrahams Opfer (Inv.-Nr. 6142) voraus. Die Bibel spricht davon, dass Gott Abraham auf die Probe stellt. Er will wissen, wie weit der Gehorsam bei ihm geht, und so befiehlt er ihm, dass er seinen einzigen, von seiner Frau Sara geborenen Sohn Isaak Gott als Brandopfer darbringe. Die wunderbare Vorgeschichte der Geburt Isaaks ist von Rembrandt ebenfalls radiert worden (Inv.-Nr. 6136).

Die Vorbereitungen zur Opferung sind getroffen. Vater und Sohn haben den von Gott gewünschten Platz auf dem Berg erreicht, und im Hintergrund sieht man schon einen Kessel dampfen. Isaak hat das zu einem Bündel geschnürte Feuerholz getragen und hier am Zielort von der Schulter genommen. Voller Zutrauen und Offenheit blickt der kostbar gekleidete Junge seinen Vater an. Eben hat er ihm die entscheidende Frage gestellt: Wo ist das Schaf zum Brandopfer? Rembrandt zeigt, wie Abraham, der das große Schlachtmesser in der Scheide am Gürtel trägt, sich dem Jungen liebevoll zuwendet und mit der erklärenden Hand nach oben weist. Seine Antwort lautet, klug und vielsagend, dass Gott sich ein Schaf zum Brandopfer aussuchen wird. Er weiß noch nicht, dass Gott ihm das Opfermesser entreißen lassen wird und ihm einen Widder als Opfertier schicken wird. Zeigt der Sohn Zutrauen zum Vater, so zeigt Abraham, der Grund zur größten Panik hätte, sein Zutrauen zu Gott, der ihm diese Prüfung auferlegt hat. Dieses Blatt macht das Verhältnis des Alten, der seinen Sohn verantwortungsvoll belehrt, zu dem Jungen, der sich ganz dem Vater anvertraut, mit großer Intensität anschaulich.

Thomas Gädeke

Details zu diesem Werk

Radierung 157mm x 130mm (Platte) 162mm x 134mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6141 Sammlung: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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