Rembrandt Harmensz. van Rijn

Die Verstoßung der Hagar, 1637

Als kostbar gekleideter Patriarch ist hier Abraham von Rembrandt dargestellt, wie er zwischen seinem vornehmen Haus, aus dessen Fenster seine Frau Sara schaut, und dem Knaben Ismael steht. Hagar, die Mutter Ismaels, wird im Hintergrund sichtbar. Sie ist mit Gepäck ausgestattet, und eine Wasserflasche für die bevorstehende Reise, die auch durch die Wüste führen wird, hängt an ihrem Gürtel. Hagar war eine ägyptische Sklavin, die dem Abraham diesen Knaben geboren hatte, nachdem Sara lange Jahre keine Kinder bekam. Dann aber, durch Gottes Segen, gebar Sara als schon alte Frau den Sohn Isaak, welcher der Stammvater Israels werden sollte. Die Spannungen im Haus wuchsen, und Sara verlangte, dass Hagar mit Ismael fortgeschickt werden sollte. Abraham gehorchte, nachdem Gott ihn dazu bestimmt hatte. Das Bild Rembrandts zeigt sehr genau die Positionen und Charaktere der Personen. Sara schaut freudig erregt aus dem Fenster. Ihr gefällt die Vertreibung der Rivalin. Abraham hat sich von Hagar entschieden abgewendet. Seine Liebe und Sorge gilt seinen Söhnen: dem in der Tür sichtbaren Isaak, aber ebenso auch dem aufbrechenden Ismael, über den er seine Segenshand breitet. Ismael versteht als Kind die Situation noch nicht. Er ist arglos und freut sich auf das Abenteuer der Reise, in die er mit beherztem Schritt strebt. Hagar ist voller Trauer und Tränen. Ihre Zeit ist abgelaufen. Sie hat nichts Gutes mehr zu erwarten, aber sie wird mit allen Kräften für ihr Kind sorgen. Tatsächlich werden die beiden in der Wüste in Not geraten, aber Gott rettet sie und macht auch Ismael zu einem Stammvater.

Thomas Gädeke

Details zu diesem Werk

Radierung mit Spuren von Kaltnadel 126mm x 96mm (Platte) 130mm x 100mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6137 Sammlung: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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