Rembrandt Harmensz. van Rijn

Abraham, die Engel bewirtend, 1656

Ein Jahr nach „Abrahams Opfer“ (vgl. Inv.-Nr. 6142) schuf Rembrandt eine Radierung, in der er den Besuch Gottes bei Abraham darstellte – die Geschichte, die jener schweren, von Gott verhängten Prüfung vorausgeht. Abraham und seine Frau Sara hatten sich lange vergeblich ein Kind gewünscht. Ihr Wunsch nach einem Kind war so groß, dass Sara ihren Mann schließlich bat, mit ihrer Magd Hagar ein Kind zu zeugen. Dieser Sohn war Ismael. Als Ismael ungefähr dreizehn Jahre alt war, erschien Gott dem Abraham, zusammen mit zwei Engeln. Abraham bewirtete sie großzügig und setzte sich mit ihnen vor das Haus unter einen Baum. Da fragte Gott, wo seine Frau Sara sei und prophezeite: „Ich will wieder zu dir kommen über ein Jahr; siehe, so soll Sara, dein Weib, einen Sohn haben“. Das hörte Sara hinter ihm. Sie konnte das gar nicht glauben, da sie schon sehr alt war, und lachte in sich hinein (1. Buch Mose, 18). Rembrandt zeigt uns genau diese Szene: Die drei Gäste sitzen am Tisch, in der Mitte Gott selber, Jahwe, in der Tracht eines jüdischen hohen Priesters. Links und rechts von ihm die Engel, die an Flügeln zu erkennen sind. Vor ihnen beugt Abraham demütig seinen Kopf. In der Hand hält er eine Kanne, mit der er seine Gäste bewirten will. An der ausgestreckten Hand Gottes ist deutlich zu sehen, dass er zu Abraham spricht. In der anderen Hand hält er einen Weinkelch. Hinter den Männern sehen wir Ismael. Er hält einen Bogen in der Hand, denn in der Bibel steht, dass er später Bogenschütze wurde. Im Hintergrund links steht Sara hinter der halboffenen Tür des Hauses und lauscht. Bemerkenswert ist, wie Rembrandt Gott darstellt, denn es heißt ja in den Zehn Geboten, dass man sich kein Bild von ihm machen dürfe. Bei den Juden und den Muslimen wird dies auch eingehalten. In der christlichen Kunst aber wurde Gott immer wieder dargestellt, meist als alter Mann mit langem Bart. Manchmal trägt er auch die Tiara, den Hut des Papstes, der ja für die Katholiken Gottes Stellvertreter auf Erden ist. Die Holländer aber hatten sich als Reformierte von der katholischen Kirche abgewandt. Rembrandt zeigt Gott so, wie nach seiner Meinung die hohen Priester des Volkes Israel ausgesehen hatten.

Uta Kuhl

Details zu diesem Werk

Radierung und Kaltnadel 159mm x 131mm (Platte) 173mm x 145mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6136 Sammlung: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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