Rembrandt Harmensz. van Rijn

Adam und Eva (Gen. 3, 1-7), 1638

Wir sehen das erste Menschenpaar, Adam und Eva, in unbefangener Nacktheit im Paradies, in dem sie bisher glücklich und in Eintracht mit der ganzen Schöpfung leben. Davon zeugt der Elefant in der Ferne, der in dem sonnenhellen Garten seiner Wege geht. Im Vordergrund wird es dramatisch. Schatten sind auf die Menschen gefallen, die miteinander über den Apfel sprechen, den Eva lockend anbietet. Es ist nicht beliebiges Obst, sondern es handelt sich um die Frucht vom Baum der Erkenntnis, die zu pflücken Gott verboten hat. Der Widersacher Gottes, der Teufel hat seine Hand im Spiel: An dem mächtigen Stamm des Baumes der Erkenntnis hat sich ein hässlicher Drache mit großen Fledermausflügeln festgekrallt. Gierig lauernd streckt er den Kopf vor, denn von ihm ging die Versuchung aus, den verbotenen Apfel zu pflücken und zu essen. In der Bibel ist es die listige Schlange, die Eva verlockte, vom Baum der Erkenntnis zu essen und die ihr versprach, die Augen würden ihnen aufgetan, sie würden wie Gott sein und wissen, was gut und böse sei. Rembrandt hat mit diesem Drachen aus der Schlange ein hässliches Höllenwesen gemacht und damit die Verbindung zum Teufel unterstrichen. Wie es scheint, hat Adam Bedenken, den verbotenen Apfel anzunehmen. Er hebt bedenklich seine rechte Hand, greift aber mit der linken dennoch nach der Frucht, die ihm von Eva dargeboten wird. Dieser Mann belehrt seine Frau, aber er ist nicht nur ängstlich, denn er weicht zurück, sondern auch schwach und wird den Apfel nehmen. Damit wird die Übertretung von Gottes Gebot vollzogen. Die Menschen sind ungehorsam geworden und in Sünde gefallen. Sie werden das Paradies verlassen müssen. Die Zeit unschuldiger Nacktheit ist zu Ende.

Thomas Gädeke

Details zu diesem Werk

Radierung 162mm x 116mm (Platte) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6135 Sammlung: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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