Rembrandt Harmensz. van Rijn

Die große Judenbraut, 1635

So sah also eine Braut zur Zeit Rembrandts aus, jedenfalls eine jüdische Braut. Sie ist in jener Zeit an den offen getragenen langen, wallenden Haaren und an dem Traubrief, den sie in der Hand hält, zu erkennen. Der Traubrief ist der Ehevertrag, in dem die finanziellen Bedingungen der Heirat geregelt sind. Diese Braut strahlt Sattheit und Zufriedenheit aus. Sie sitzt in der Nische eines steinernen Gebäudes, wahrscheinlich innerhalb eines Tempels, der Synagoge der Juden. Sie ist mit einem Haarband festlich geschmückt und kostbar gekleidet, trägt eine Bluse aus gemustertem, dünnem, gleichwohl schwerem Stoff – wahrscheinlich Seide – mit weiten Ärmeln. Der Rock besteht aus schwerem pelzbesetztem Samt.
Rembrandt hatte im Jahr vor der Entstehung dieser Radierung selber geheiratet. Seine Frau Saskia war sein ganzes Glück. Er hat sie oft gemalt und gezeichnet, und daher weiß man, dass er auch für diese jüdische Braut seine Frau hat Modell sitzen lassen. So könnte das Rundliche, Zufriedene ihrer Erscheinung durch das hinter Saskia liegende äußerst glückliche erste Jahr der Ehe seine Erklärung finden.

Thomas Gädeke

Details zu diesem Werk

Radierung, Kupferstich und Kaltnadel 220mm x 168mm (Platte) 228mm x 173mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6105 Sammlung: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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