Rembrandt Harmensz. van Rijn

Jan Uytenbogaert, der Goldwäger, 1639

Vielleicht hat Rembrandt dieses Porträt geschaffen, um dem Steuereinnehmer Jan Uytenbogaert, mit dem er befreundet war, für einen großen Dienst zu danken. Uytenbogaert war ein leidenschaftlicher Sammler von Kunst, und in seinem Haus trafen öfter Maler und Dichter zusammen, darunter auch Rembrandt. Als dieser sich 1639 ein großes Haus in Amsterdam kaufte, hatte er Mühe, das Geld aufzubringen. Denn der Statthalter Prinz Frederik Hendrik von Oranien schuldete ihm noch den Kaufpreis für zwei Gemälde aus der Passionsserie, darunter eine Kreuzabnahme (entsprechend Inv.-Nr. 6198). Uytenbogaert forderte für den Künstler das Geld erfolgreich ein. Als Steuereinnehmer verstand er etwas davon.
Rembrandt zeigt ihn hier in der Umgebung seines Arbeitszimmers als Goldwäger. Die eisenbeschlagene Truhe im Vordergrund deutet schon auf Kostbarkeiten hin, mit denen er umgeht. An einem von der Decke herabhängenden Brett ist die Waage befestigt, auf deren linker Waagschale ein Sack Gold liegt. Der Goldwäger nimmt gerade einen weiteren Sack aus den Händen eines feierlich knienden Dieners entgegen. Diesen Sack wird er auf die rechte Waagschale legen und in das vor ihm aufgeschlagene Buch einschreiben, ob er im Gewicht dem Sack auf der anderen Waagschale entspricht. Der Goldwäger ist ein hoch angesehener Herr, was man an seiner kostbaren, pelzverbrämten Kleidung ebenso sieht wie an der Ausstattung des Raumes mit dem dicken Teppich als Decke des Schreibtisches und dem Gemälde im Hintergrund, welches das von Mose aufgerichtete Standbild der ehernen Schlange zeigt.

Thomas Gädeke

Details zu diesem Werk

Radierung und Kaltnadel; 252mm x 204mm (Platte) 257mm x 209mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6048 Sammlung: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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