Der dargestellte Jan Cornelis Sylvius war Pfarrer der reformierten Kirche und zuletzt an der Amsterdamer Oude Kerk tätig. Er war Rembrandt gut bekannt, denn er war der Vormund seiner Frau Saskia, die ihre Eltern früh verloren hatte. Bei ihm musste Rembrandt also um ihre Hand anhalten.
Das Porträt zeigt einen alten Mann mit schütterem Bart, der mit Eindringlichkeit und Konzentration in freier Rede seine Predigt spricht. Das Buch, aus dem er sein Wissen geschöpft hat, ist geschlossen. Die Darlegungen der Hand, die wie auch das Buch und der Vorhang über den ovalen Bildausschnitt hinaus Schatten werfen, werden dadurch nachdrücklich.
Rembrandt hat Sylvius hier acht Jahre nach seinem Tod und vier Jahre nach Saskias Tod porträtiert. In der umlaufenden Inschrift sind seine Lebensstationen und –daten wiedergegeben. Unterhalb der Darstellung sind zwei lateinische Gedichte auf Sylvius zu lesen.

Thomas Gädeke Jan Cornelis Sylvius (1564-1638), Prediger und Vormund von Rembrandts Ehefrau Saskia.

Vgl. hierzu auch Inv.-Nr. 6026.

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung: Innerhalb der Darstellung oben in der Mitte signiert und datiert: "Rembrandt 1646"; um das Bildnis im Oval bezeichnet: "Spes mea Christus. Iohannes Cornelij Sylvius. Amstelodamo-bat: functus S S. minist: aõs 45. et 6. menses. In Frisiâ, in Tyemarum et Phirdgum aõs 4. In Balc et Harich unicum. In Minnertsgae aõs.4. Slotis aõs 2. In Hollandiâ, Slotis aõs 6. Amstelodami aõs 28. et 6. menses, ibidemq[ue] obijt aõ 1638. 19. Novembr. natus aõs 74."; unterhalb der Darstellung links bezeichnet: "Cuius adorandum docuit Facundia Christum, / Et populis veram pandit ad astra viam, / Talis erat Sylvî facies, audivimus illum / Amstelijs isto civibus ore loqui. / Hoc Frisijs prӕcepta dedit: pietasq[ue] severo / Relligioq[ue] diu vindice tuta stetit. / Prӕluxit, veneranda suis virtutibus, ӕtas. / Erudytq[ue] ipsos fessa senecta viros."; rechts bezeichnet: "Simplicitatis amans fucum contempsit honesti, / nec sola voluit fronte placere bonis. / Sic statuit: Jesum vita meliore doceri / Rectiús, et vocum fulmina posse minus. / Amstela, sis memor extincti. qui condidit urbem / Moribus, hanc ipso fulsijt ille Deo. / C. Barlӕus"; unterhalb davon bezeichnet: "Haud ampliús deprӕdico illîus dotes, / Quas ӕmulor, frustraque persequor versu. / P.S."

  Beschriftung fremd: Auf dem Verso oben links bezeichnet: "[...?]" (Bleistift); unten rechts von der Mitte bezeichnet: "S" (Bleistift(?), stark verblasst)

• Werkverzeichnis

  Bartsch 1797.235.280; Hollstein XVIII.132.B 280 I (von II); New Hollstein Rembrandt II.142.235 I (von II)

• Provenienz

  Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad:02:01, S. 152; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

• Bibliographie

  Verzeichniss der Kupferstich-Sammlung in der Kunsthalle zu Hamburg, Christian Meyer, 1878, S. 160, Abb.-Nr.

  Rembrandt entdecken. Die 100 schönsten Radierungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: Herwig Guratzsch; Stiftung Schleswig Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Dortmund, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, 2006, S. 154-155, Abb., Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 57

  The New Hollstein. Dutch & Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts 1450 - 1700, Rembrandt, Text II, Erik Hinterding; Jaco Rutgers; Herausgeber: Erik Hinterding; Jaco Rutgers, 2013, S. 142, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 235 I