Rembrandt Harmensz. van Rijn

Sitzender Greis mit Pelzmütze und Samtgewand, um 1631

Hier können wir sehr anschaulich etwas von der Arbeitsweise des jungen Rembrandt kennenlernen. Derselbe alte Mann, den er als Kopf eines Greises mit Bart gezeichnet hat, diente auch hier als Modell. Er hat diesem Mann, wie er es liebte, ein besonderes Kostüm angezogen, nämlich einen gewaltigen Mantel, dessen Stoff oder Pelz seidig schimmert. Auf dem Kopf trägt er eine Pelzmütze, die Fachleute als Kolpak erkannt haben. Das ist eine hohe Pelzmütze, wie sie von polnischen Juden sowie von den Mitgliedern der Mennoniten-Sekte in Holland getragen wurde. Auch in diesem Blatt weiß Rembrandt sehr lebendig Licht und Schatten einzusetzen. Der Schatten, in dem man alle Linien der Zeichnung sehen kann, gibt dem Gesicht etwas Geheimnisvolles. Die lockigen Haare, die kurzen Härchen der Pelzmütze und der weiß leuchtende Bart werden genau erfasst und vor dem jeweiligen Hintergrund zur Geltung gebracht. Die kleine runzelige Hand ähnelt der in dem Bild von Rembrandts Mutter (Rembrandts Mutter sitzend, nach rechts blickend, um 1631, Inv.-Nr. 6108). Man hat deshalb geglaubt, hier Rembrandts Vater sehen zu können, weil die Bilder als Paar gut zueinander passen. Aber man kennt ja ein Bild von Rembrandts Vater, das diesem Mann nicht ähnelt.

Thomas Gädeke

Details zu diesem Werk

Radierung und Kupferstich 149mm x 130mm (Platte) 150mm x 131mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6021 Sammlung: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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