Denis (Dionys) Calvart (Calvaert)
Christus als Gärtner (Noli me tangere)
Verso: Pinselproben (Pinsel in Grau)
Die Zeichnung mit der Szene „Noli me tangere“ ist an einer Komposition Correggios orientiert, doch sind hier Christus und Maria Magdalena räumlich enger zusammengebunden.(Anm.1) Die Quadrierung könnte darauf hindeuten, dass die relativ kleinformatige Studie als Vorzeichnung für ein Gemälde vorgesehen war. Bislang ist jedoch kein genau entsprechendes Werk nachweisbar.(Anm.2) Die Komposition der Hamburger Zeichnung findet sich in sehr ähnlicher Form, wenn auch im Gegensinn, auf einem Gemälde Calvaerts in der Pinacoteca Nazionale von Bologna.(Anm.3) Allerdings ist hier das spontane Empfinden der Maria Magdalena einem „der Würde des Altarbildes entsprechenden Pathos selbstloser Hingabe gewichen“.(Anm.4) Sehr ähnlich ist dagegen die Gestalt Christi, die laut Kultzen einen für Calvaert charakteristischen Figurentypus zeigt.(Anm.5)
Typisch für Calvaert ist zudem das Bemühen, die sinnlichen Qualitäten der Oberfläche mit einem klassisch proportionierten Figurenkanon zu verbinden. Hierin weist er bereits auf frühbarocke Tendenzen der Zeichenkunst hin.(Anm.6)
David Klemm
1 „Noli me tangere“, Madrid, Prado, um 1518.
2 Simone Twiehaus: Dionisio Calvaert (um 1540-1619). Die Altarwerke, Berlin 2002, S. 209–210.
3 Eine Zeichnung in Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 15391, zeigt Jesus spiegelbildlich zur Hamburger Zeichnung und identisch zur Altartafel von S. Giorgio. Da auch die Figur der Maria Magdalena dem Gemälde entspricht, kann das Florentiner Blatt als Kompositionsskizze für das Gemälde gelten.
4 Rolf Kultzen: Mitteilungen aus dem Hamburger Kupferstichkabinett (II), in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 11, 1966, S. 215-228, S. 223.
5 Ebd. Zum Vergleich führt Kultzen die Studie einer weiblichen Figur in Berlin an. Vgl. Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, KdZ 220886.
6 Vgl. Rolf Kultzen: Mitteilungen aus dem Hamburger Kupferstichkabinett (II), in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 11, 1966, S. 215-228, S. 224.