Anonym (italienisch, 16. Jh.)

Architektonischer Aufbau

Die sorgfältig ausgeführte Zeichnung gibt einen architektonischen Aufbau wieder, dessen Bestimmung bislang nicht genau geklärt werden konnte. Die auf der Karteikarte des Kupferstichkabinetts vermerkte Deutung als Darstellung eines Gestühls dürfte nicht zutreffend sein, da keine Sitzflächen, nicht einmal Misericordien, erkennbar sind. Eine kirchliche Funktion scheint durch die rein weltliche Ausrichtung der ins 16. Jahrhundert weisenden Dekoration ausgeschlossen. Peter Fuhring erinnerte der Aufbau an einen Kachelofen, doch lässt sich dessen Funktion nicht schlüssig erklären.(Anm.1)
Auch die Datierung des Aufbaus ist schwierig. Die üppigen Festons und die maskenartigen Männerköpfe deuten auf die Renaissance hin. Auch eine gewisse Schwere der Füße und die massive Aneinanderreihung der Gebälkköpfe weist in jene Zeit. Demgegenüber steht ein leichter Oberbau, der – z. B. bei den Vasen – auf eine spätere Entstehung hindeuten könnte. Bei dem anonymen Künstler handelt es sich um keinen sehr geübten Zeichner, sind doch die Perspektiven – z. B. der Basen der Füße bzw. der Gebälkköpfe – zum Teil verzeichnet. Simonetta Prosperi Valenti Rodinò hält eine Entstehung im Umkreis von Fontainebleau für wahrscheinlich.(Anm.2)

David Klemm

1 Mitteilung per E-Mail auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 11.5.2007.
2 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 1.4.2008.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, braun laviert; mit einem Streifen in der Mitte hinterlegt 397mm x 273mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 52303 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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