Francesco Allegrini (I)

Figuren (Steinigung?)

Der Zeichenstil der Studien erinnert an eine umfangreiche Gruppe von Federstudien, die Francesco Allegrini zugeschrieben werden. Typisch ist die intensive Verwendung von Parallelschraffen unterschiedlicher Stärke. Dabei werden die einzelnen Striche bisweilen verdichtet, sodass dunkle Areale entstehen. Gleichzeitig legt Allegrini seine Figuren mit einer lockeren Kontur an, was zudem zur lebendigen Gesamtwirkung seiner Zeichnungen beiträgt. Als ähnlich gezeichnete Vergleichsbeispiele seien eine „Szene mit Reitern und Bogenschützen“ (Anm.1) und eine „Märtyrerszene (?)“ (Anm.2), beide in New York, und eine Zeichnung in Edinburgh mit „Jupiter und zwei Göttinnen“ (Anm.3) angeführt. Die für Allegrini typischen dunklen Augenpunkte finden sich z. B. auf einer Zeichnung mit dem „Raub der Europa“ (Anm.4), ebenfalls in New York.
Die Deutung der Darstellung ist schwierig. Bei der Gruppe links könnte es sich um eine Steinigung handeln. Nicht ausgeschlossen ist, dass Allegrini hier einzelne Figuren aus Fresken oder Gemälden in freier Anverwandlung kopiert hat – ein Verfahren, das er mehrfach angewandt hat (vgl. z. B. Inv.-Nr. 52295).

David Klemm

1 New York, Metropolitan Museum of Art, Gift C. Vanderbilt, Inv.-Nr. 80.2.518; Corpus Gernsheim 55608.
2 Ebd. Inv.-Nr. 80.3.520; Corpus Gernsheim 55609.
3 Edinburgh, National Gallery of Scotland, Inv.-Nr. RSA 150. Dort finden sich auch die leicht gerundeten, kräftigen Striche; vgl. Catalogue of Italian Drawings, National Gallery of Scotland, Cambridge 1968, Bd. I, S. 6.
4 New York, Metropolitan Museum of Art, Gift C. Vanderbilt, Inv.-Nr. 80.3.85; Corpus Gernsheim 55563.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun 61mm x 94mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 52297 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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