Anonym (italienisch?, 16. Jh.)

Phantastische Stadtansicht

Die Darstellung zeigt die Phantasieansicht einer Stadt. Einzelne Details wie das an den Tempietto von Bramante erinnernde Gebäude links oder die auf die Kaisersäulen anspielenden beiden hohen Säulen im Mittelfeld lassen Erinnerungen an Rom aufkommen.(Anm.1) Auf die „ewige Stadt“ verweist auch die Hügellage. Doch ist keine topographische Genauigkeit angestrebt. Das Ensemble ist vielmehr ganz offensichtlich aus architektonischen Elementen der Antike und der Renaissance zusammengesetzt. Auffallend ist die starke Betonung des Festungscharakters der Stadt und dass der Zeichner auf jede Belebung durch Menschen bzw. landschaftliche Elemente wie Bäume und Gewässer verzichtet.
Das Interesse an der zeichnerischen Wiedergabe von Städten – sei es in topographisch exakter oder in phantasievoller Hinsicht – ist bei den Italienischen Künstlern des 16. Jahrhunderts selten nachweisbar. Eine derartige Wahrnehmung ist eindeutig nördlich geprägt, sodass der im Archiv des Kabinetts vermerkte anonyme Hinweis auf eine niederländische Herkunft denkbar erscheint. Die Funktion der Zeichnung ist schwer zu bestimmen, möglicherweise diente sie als Vorbereitung für den Hintergrund eines Gemäldes oder eines Stichs.

David Klemm

1 Für Hinweise sei Giuseppe Bonaccorso, Rom, gedankt.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, schwarzer Stift, braun laviert 170mm x 149mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 52247 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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