Donato Creti (Umkreis)
Zwei Studien zum Kopf eines Bischofs
Das Blatt wurde im späten 19. Jahrhundert Albrecht Dürer zugeschrieben, was vielleicht auf eine entfernte Ähnlichkeit mit einigen Federstudien des Nürnberger Künstlers zurückzuführen sein könnte. Bei der ersten Inventarisierung im Kabinett ordnete man das Blatt aber bei den Italienern des 16. Jahrhunderts ein. 1962 wurde es dann aufgrund einer Zuschreibung von Keith Andrews dem Bolognesen Donato Creti zugewiesen.
Creti, einer der fruchtbaren Zeichner des Übergangs zum Spätbarock, ist bekannt für leichte Federzeichnungen, die er mit dem gezielten Einsatz unterschiedlich starker Schraffen strukturiert. Das Hamburger Blatt lässt sich mit diversen Kopfstudien im Louvre vergleichen.(Anm.1) Auch dort findet sich z. B. ein streng im Profil gezeichnter männlicher Kopf, der mittels eines Schraffenverbandes vom Hintergrund abgehoben wird. Vergleichbar ist zudem die Verwendung verschieden ausgerichteter Schraffen, wodurch ein etwas unruhiges Gesamtbild entsteht. Trotz dieser Vergleichspunkte ist die Eigenhändigkeit Cretis zweifelhaft, da dem Blatt die für diesen Künstler typische Leichtigkeit fehlt. Zudem ist die Variation eines Details, wie hier der Kopf des Bischofs, bei Creti relativ selten. Sie deutet auf eine genaue Vorbereitung für eine bildnerische Umsetzung hin. Diese ließ sich jedoch bislang im Werk Cretis nicht ausmachen. Aufgrund dieser Beobachtungen dürfte, wie auch Nicholas Turner meint (Anm.2), wohl eher ein von Creti beeinflusster Künstler der Zeichner des Blattes sein.
David Klemm
1 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 18079. Vgl. auch die etwas kräftiger schraffierten Kopfstudien in Windsor Castle, Royal Library Inv.-Nr. 3795.
2 Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 12. 3. 2008.