Stefano della Bella

Studienblatt nach antiken Skulpturen (Satyr und Panther und sterbender Niobide)

Stefano della Bella fertigte vor allem während seines ersten längeren Romaufenthaltes von 1633 bis 1636 zahlreiche Studien nach Antiken an. Die Zeichnung zeigt mit einem Satyr und einem sterbenden Niobiden zwei Antiken, die bereits im frühen 17. Jahrhundert zum Besitz der Medici gehörten. Es ist sicher anzunehmen, dass sie della Bella in der Villa Medici hat studieren können.
Die links stehende Figur sowie die Studien eines Männer- und eines Pantherkopfes gehen zurück auf eine wohl im späten 2. Jahrhundert nach Christi entstandene Gruppe eines Satyrs und eines Panthers.(Anm.1) Diese heute in den Uffizien aufgestellte Statue zeigt einen Satyr, der Weintrauben in einem Umhang trägt; mit seiner Rechten hält er einige Früchte hoch, während seine Linke einen Knüppel umfasst. An seinem linken Bein lauert ein Panther mit offenem Maul und gespannter Haltung darauf, nach den Trauben zu schnappen.
Della Bella hat bei der stehenden Ganzfigur generell die Haltung, die Nacktheit des Körpers, das zurückgestellte rechte Bein, den erhobenen rechten Arm sowie den angewinkelten linken Arm übernommen. Kaum zu erkennen sind die für das Sinnverständnis der Gruppe wesentlichen Trauben. Es handelt sich demnach um eine relativ freie Wiedergabe, die nicht aus einem antiquarischen Interesse heraus entstanden ist. Della Bella hat hier Ideen gesammelt und sie dann sogleich kreativ anverwandelt. Von dem Panther hat della Bella lediglich den Kopf abgezeichnet, wobei er diesen wilder als im Original erscheinen lässt.
Näher an der antiken Vorlage angelehnt sind die Studie eines nur locker mit einem Tuch bekleideten männlichen Oberkörpers und die Skizze eines rechten Beines. Hier war das Vorbild eine Figur aus der Gruppe der sterbenden Niobiden, die zu den berühmtesten Kostbarkeiten der Medici-Sammlungen gehörte.(Anm.2)

David Klemm

1 Zum Satyr vgl. Giovanni A. Mansuelli: Galleria degli Uffizi. Le Sculture, Parte I, Rom 1958, S. 133–134, Nr. 98, mit Abb. 100. Zum Typus vgl. auch Forschungen zur Villa Albani. Katalog der antiken Bildwerke II. Bildwerke in den Portiken, dem Vestibül und der Kapelle des Casino, Schriften des Liebieghauses, hrsg. v. Peter C. Bol, Berlin 1992, S. 316–319, Nr. 237, Taf. 213–215: Satyr mit Fruchtschurz und Panther (Beitrag R. M. Schneider). Die Figur wird wegen dekorativer Details, des Panthertyps und der speziellen Bohrtechnik auf das Ende des 2. bzw. den Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. datiert.
2 „Niobide, der sich auf einen Stein stützt“; Florenz, Uffizien, Inv.-Nr. 305; vgl. Giovanni A. Mansuelli: Galleria degli Uffizi. Le Sculture, Parte I, Rom 1958, S. 116–117, Nr. 76; zur Geschichte vgl. auch S. 101–109.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun 268mm x 308mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 52223 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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