Annibale Carracci, zugeschrieben
Kopf eines lächelnden Putto
Verso: Nicht vollendete Figurenstudie(?)
Die Zeichnung eines lächelnden Kindergesichtes wurde im Kupferstichkabinett traditionell Correggio zugeschrieben. Doch ist der Gebrauch verschiedener Kreiden und die Art der Gesichtsdarstellung für ihn ganz untypisch. Überzeugender erscheint dagegen der Vorschlag von J. Q. van Regteren Altena, der das Blatt per undatierter Kartonnotiz Federico Barocci zuwies. So finden sich im Gesamtbestand der Barocci-Zeichnungen auch vergleichbare Studien mit farbigen Kreiden.(Anm.1)
Im Oktober 2005 schlug Nicholas Turner Annibale Carracci als Urheber vor.(Anm.2) Für ihn weist die Zeichnung typische Merkmale des jungen Künstlers auf, sodass er eine Datierung in der ersten Hälfte der 1580er Jahre in Erwägung zog. Er erkannte größere Ähnlichkeit zu einer Studie Carraccis, die 2001 im Londoner Kunsthandel angeboten wurde. Dies betrifft vor allem den Kopftyp und die Verwendung der Zeichenmittel. Unklar bleibt, ob Carracci nach Barocci gezeichnet hat oder ob es sich um eine ganz unabhängige Studie handelt.(Anm.3)
David Klemm
1 Vgl. eine „Studie für das Christuskind“, Wien, Albertina, Grafische Sammlung. Inv.-Nr. 2238; vgl. Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. II (Inv. 1201-2400), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 34, Wien, Köln, Weimar 1994, S. 1173–74.
2 Anlässlich des Symposiums „Italienische Altmeisterzeichnungen 1450 bis 1800“ am 27. und 28. 10. 2005 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle; diese Einschätzung wurde von Nicholas Turner am 31. 10. 2005 in einem Brief bestätigt und ausführlich begründet.
3 Aukt.-Kat. London, Christie’s, Old Master Drawings, 10. 7. 2001, S. 78, Nr. 52, Abb. S. 78–79.