Luca Cambiaso (Umkreis)
Ruhende Figur mit Trompete (Fama)
Die ruhende weibliche Figur kann aufgrund der Trompete in ihrer Hand als Fama gedeutet werden. Die Haltung ist geschickt einer Zwickelform angepaßt. Dies deutet darauf hin, dass es sich um den Entwurf für eine Raumausstattung, z. B. für einen Palast, handelt. Der Zeichenstil erinnert in der Betonung des Umrisses wie in der Verwendung von kürzelhaften Zeichen für die Binnenmodellierung unverkennbar an Arbeiten Luca Cambiasos. Die traditionelle vorsichtige Zuweisung an diesen Künstler ist daher nachvollziehbar. Zudem lassen sich ähnliche Darstellungen von Figuren im architektonischen Zusammenhang vereinzelt in seinem Œuvre nachweisen. Beispielhaft seien eine Sibylle in der ehemaligen Sammlung Suida Manning (Anm.1) sowie zwei antike Helden in Bergamo erwähnt, bei denen allerdings eine stärkere Lavierung erkennbar ist.(Anm.2) Die Hamburger Zeichnung dürfte aufgrund der sehr gelungenen Erfindung durchaus auf Cambiaso zurückzuführen sein. Eine Beurteilung der Eigenhändigkeit ist aufgrund des sehr schlechten Zustands des Blattes nicht möglich.
Die Rötelstudie eines Beines auf dem Verso stammt mit Sicherheit von einem anderen Künstler. Sie kann aufgrund des fragmentarischen Charakters nicht näher bestimmt werden.
David Klemm
1 The Genoese Renaissance, Grace and Geometry: Paintings and Drawings by Luca Cambiaso from the Suida-Manning Collection, bearb. v. Bertina Suida-Manning, Robert L. Manning, Ausst.-Kat. Houston, The Museum of Fine Arts, Houston 1974, S. 75, Nr. 50.
2 Bergamo, Accademia Carrara, Inv.-Nr. 2309, 2310; Antichi Disegni e Stampe dell`Accademia Carrara di Bergamo, bearb. v. Carlo L. Ragghianti, Bergamo 1963, S. 49, Nr. 410, 411, Tafeln CLVII, CLVIII.