Anonym (deutsch, 17. Jh.)

Entwurf für die schmiedeeiserne Zierspitze eines Gitters (?), um 1600

Das Blatt ist bisher ohne nähere Eingrenzung dem 16. Jahrhundert zugeordnet gewesen, doch dürfte es erst um 1600 oder kurz danach entstanden sein. Zwar ist der untere Teil früher denkbar, doch der obere Teil mit der Spitze und den „teigigen“ Greifenköpfen kündigt bereits den „Ohrmuschelstil“ an. Im Stil vergleichbar sind Gabriel Krammers (1564–1606) (Anm. 1) Illustrationen in seinem „Schweiff-Buechlein“ (Hollstein 29-52), das 1602 in Prag erschien.(Anm. 2) Auf dem Titelblatt erscheinen am Rand ähnliche Adlerköpfe und -krallen, die bei Krammer auf Kaiser und Reich alludieren, und auch auf den übrigen Tafeln ist eine dem Hamburger Blatt entsprechende Tendenz zur Formerweichung festzustellen. Ob die Hamburger Zeichnung, die möglicherweise auch die Spitze einer Pike darstellt, ein Entwurf für eine Goldschmiedearbeit bzw. die Vorlage für einen Stich ist oder nach einem solchen kopiert wurde, muss einstweilen offen bleiben.

Peter Prange

1 Zu Krammer siehe Günter Irmscher: Gabriel Krammer (1564–1606) – der vergessene „Rudolfiner“, in: Umění 46, 2003, S. 234–244.
2 Gabriel Krammer: Schweiff-Buechlein Manicherlei Schweiff, Laubwerk Rolwerk, perspectif, und sonderliche gezierden, […] auf dis vorgehende ARCHITECTUR büchlein gerichtet Durch gabriel Krammer/ […] jetz zu prag. Ano, 1602.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, laviert 242mm x 155mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 52064 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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