Deutsch, 18. Jahrhundert

Krönung Mariens, um 1710/20

Der Entwurf mit der Krönung Mariens trägt unten einen handschriftlichen Hinweis auf Tintoretto, doch dürfte das Blatt erst später im Umkreis der Münchner Hofkunst um 1700 entstanden sein. Eine gewisse Nähe besteht zu Arbeiten von Johann Andreas Wolff (1652–1716), bei dem vereinzelt ähnlich krallenartig formulierte Hände vorkommen.(Anm.1) Vergleichbar ist auch die Art der Lavierung, die unter der Feder liegt, doch stammt die Zeichnung nicht von Wolff selbst; denkbar ist jedoch eine Entstehung in seinem Umkreis. Der bekannteste Schüler von Wolff war Johann Eustachius Kendlbacher (1660–1725) (Anm.2), der auf für ihn gesicherten Zeichnungen manchmal zu einer ähnlich flüchtigen Zeichenweise neigt, und auf denen pausbäckige Putten erscheinen, die in ihrer flüchtigen und dadurch nicht immer ganz klaren Angabe denjenigen auf der Hamburger Zeichnung entsprechen.(Anm. 3) Kendlbacher war nach seiner Lehre bei Wolff 1698 in die Münchner Malerzunft aufgenommen worden und danach selbständig in Aurolzmünster und im Stift Reichersberg, beide in Oberösterreich, tätig. Während dieser Zeit könnte das Hamburger Blatt in seinem Umkreis als Entwurf für ein ovales Deckenfresko entstanden sein.

Peter Prange

1 München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 350, vgl. Kuno Schlichtenmaier: Studien zum Münchner Hofmaler Johann Andreas Wolff (1652– 1716) unter besonderer Berücksichtigung seiner Handzeichnungen, Diss. Univ. Tübingen 1988, S. 493, Nr. Ze 86.
2 Zu Kendlbacher vgl. Liselotte Andersen: Eine unbekannte Quellenschrift aus der Zeit um 1700, in: Münchner Jahrbuch für bildende Kunst XXIV, 1973, S. 200–205.
3 München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 30145 und 30146, vgl. Schlichtenmaier (Anm. 1), S. 554, Nr. Za 54 und S. 554–555, Nr. Za 55.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun über Graphit, laviert 420mm x 257mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 51144 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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