Auguste Gaspard Louis Boucher-Desnoyers, Stecher, Zeichner
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Maler
nach Durand et Sauvé, Drucker

Madonna mit dem Fisch, auch Madonna del Pesce genannt / "La vierge au poisson", 1822

Bis zum frühen 19. Jahrhundert war Raffaels "Madonna mit dem Fisch" ("Madonna del Pesce", um 1513-14, Öl auf Leinwand, ursprünglich auf Holz, 215 x 158 cm, Museo del Prado), die als Vorlage für den vorliegenden Stich diente, nur vereinzelt Gegenstand kunsthistorischer Forschung und künstlerischer Auseinandersetzung. Dies lag sicherlich auch daran, dass sich das 1513-1514 in der Raffael-Werkstatt entstandene Werk seit langer Zeit in Spanien befunden hatte. Erst nachdem das Gemälde 1813 aus der Sammlung Philipps IV. nach Paris gebracht und dort durch Féréol Bonnemaison restauriert wurde, stieg sein Bekanntheitsgrad und mit ihm auch die Zahl an Reproduktionsgraphiken – Beispiele aus dem Bestand der Hamburger Kunsthalle sind etwa der Stich Steinlas (Inv.-Nr. 16476c) oder eine ausschnitthafte Chalkographie von Girard (Inv.-Nr. 55839). Heute wird das 215 x 158 cm große Gemälde im Prado in Madrid bewahrt (Inv.-Nr. 297). [1]
Eine der besten graphischen Wiedergaben schuf 1822 Auguste-Gaspard-Louis Boucher Desnoyers, der in Paris eine umfassende Ausbildung sowohl als Graphiker als auch in verschiedenen Maltechniken erhalten hatte. Diese Grundlage bot ihm die ideale Basis für die einfühlsame Umsetzung von Malerei in Liniengebilde. Desnoyers erlangte früh mit einem Kupferstich nach Raphaels La belle Jardinière Anerkennung. Diesem Künstler widmete er fortan seine besondere Aufmerksamkeit, was letztlich Desnoyers Ruf als herausragenden Vertreter der akademisch geprägten französischen Stecherschule des 19. Jahrhunderts festigte. Desnoyers war Akademiemitglied und Ritter der Ehrenlegion; 1825 erlangte er den Titel des ersten königlichen Kupferstechers und 1828 wurde er gar in den Adelsstand erhoben. Seine Vita belegt nachdrücklich, zu welchem Ansehen Reproduktionsstecher in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelangen konnten.

Klara Wagner / David Klemm

1 Vgl. Jürg Meyer zur Capellen: A critical catalogue of his paintings, Bd. 2: The Roman Religious Paintings, ca. 1508-1520, Landshut 2005, S. 116–118, Nr. 54 mit weiterer Literatur..

Details zu diesem Werk

Kupferstich, Nadelschrift 464mm x 336mm (Bild) 655mm x 489mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 50030 Sammlung: KK Druckgraphik, Frankreich, 19. Jh. , CC-BY-NC-SA 4.0

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback