Matthias Scheits

Zacharias im Tempel, um 1670

Illustration zu Lukas 1, 5–25; Vorlage zum seitengleichen Stich von Johann Georg Waldtreich. Ein erster, skizzenhafter Entwurf zur Komposition befand sich 2006 im Münchner Kunsthandel.(Anm.1) In der Komposition nur geringfügig abweichend, unterscheidet sich das Blatt in der Technik von der Stichvorlage: Über einer ersten flüchtigen Anlage in Rötel wird die Komposition mit Feder und Pinsel ausgearbeitet. Das Blatt trägt in anderer brauner Tinte unten das Monogramm „JS“, das auch auf anderen Zeichnungen auftaucht.(Anm.2) Insgesamt sind bisher fünf Blätter mit diesem Monogramm „JS“ bekannt geworden, die sich alle in der Technik gleichen und im Zusammenhang mit der Scheits-Bibel entstanden.(Anm.3) Rolf Biedermann, dem nur die beiden Blätter in Augsburg bekannt waren, hatte sie auf Grund des Monogramms Johann Spillenberger (1628–1679) zugeschrieben, was allerdings Ruth Baljöhr auf Grund stilistischer und technischer Abweichungen abgelehnt hat. Sie deutet das Monogramm dagegen als Sammler- oder Besitzervermerk, der möglicherweise mit dem Verleger Johann von Stern in Verbindung zu bringen ist, der dann die Zeichnungen in Besitz genommen haben müsste (Anm.4) Die mittlerweile fünf bekannten Zeichnungen mit dem Monogramm „JS“, die alle mit der Scheits-Bibel in Zusammenhang stehen, scheinen Baljöhrs Vermutung zu bestätigen.
Ungeklärt bleibt allerdings die Funktion der Blätter, die zeitlich alle vor der Entstehung der jeweiligen Stichvorlage bzw. des Stiches anzusetzen sind. Ein Blatt in Augsburg und das Münchner sind teilweise zur Übertragung durchgegriffelt (Anm.5), was darauf schließen lässt, dass es sich um einen ersten, auf jeden Fall vor den unmittelbaren Stichvorlagen entstandenen Entwurf handelt. Die Blätter dürften am Anfang des Werkprozesses stehen, teilweise scheint nach ihnen gestochen worden zu sein, obwohl bisher kein Stich nach diesen Vorlagen bekannt ist.(Anm.6)

Peter Prange

1 Kunst Alter Meister. 19. Jahrhundert, Auktion 211, Teil 1, 7.12.2006, Karl & Faber, München 2006, S. 101, Nr. 299, Abb. Das Blatt ist dort einem Monogrammisten „JS“ zugeschrieben.
2 Vgl. Inv.-Nr. 47289, 47271 und 1947-79.
3 Neben den drei bei Kat.-Nr. 845, 847 und 868 genannten Blättern befindet sich ein weiteres in Augsburg, Städtische Kunstsammlungen, Inv.-Nr. G 5867-88, vgl. Ruth Baljöhr: Johann von Spillenberger 1628–1679. Ein Maler des Barock, Weißenhorn 2003, S. 282, Nr. Z (3).
4 Ebd., S. 282, Nr. Z (3), Anm. 2.
5 Vgl. Anm. 3.
6 Ähnliches dürfte für einige Blätter in Hamburg gelten, die durchgriffelt sind und deren Verso mit Kreide geschwärzt ist, vgl. Inv.-Nr. 23718, 23719 und 23721.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, laviert 261mm x 209mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 47279 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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