Johann Christian Reinhart

Felsblöcke im Parco Chigi von Ariccia, um 1809/10

Carl Ludwig Fernow schrieb sehr anschaulich über Reinharts Studien nach der Natur: "Im gründlichen Studium übertrifft ihn keiner, hat ihn vielleicht nie einer übertroffen. Alle Gegenstände der landschaftlichen Natur, vornehmlich Bäume, Felsen, Ruinen, die Pflanzen der Vordergründe etc. sind in seinen Gemälden so charakteristisch, und mit so meisterhafter Sicherheit und Bestimmtheit ausgedrückt, daß man jede Baumart, jedes Gewächs, jede Stein- und Felsart in ihnen, so gut wie in der Natur selbst, wieder erkennt" (C. L. Fernow: Sitten- und Kulturgemälde von Rom, Gotha 1802, S. 260).
Die Zeichnung wurde zusammen mit einer weiteren, sicher gleichzeitig enstandenen Naturstudie von alten Olivenbäumen an einem Abhang erworben (Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. 44288). Reinhart hatte beide Motive, die als Pendants anzusehen sind, im Park von Ariccia studiert. Die bislang in der Literatur nicht datierten, großformatigen Kreidezeichnungen werden im Vergleich mit ähnlichen Beispielen in Berlin und Leipzig um 1809/10 entstanden sein (Feuchtmayr 1975, S. 342, Nr. Z 4, S. 358, Nr. Z 197).
Die ausgestellte Studie der Felsblöcke ist insofern etwas Besonderes, als hier kaum Vegetation dargestellt ist. Dem Betrachter ist der Blick förmlich verstellt durch die nahansichtig gegebene und detailliert gezeichnete Felsformation. Nur links oben gönnt der Künstler dem Betrachter einen schmalen Blick in den freien Himmel. Bei aller dargestellten Vielfalt der Gegenstände ging Reinhart beim Zeichnen jedoch äußerst systematisch vor. Sein hauptsächliches Ausdrucksmittel sind dabei die gleichmäßig dichten und kräftigen Parallelschraffuren, die er auf alle Erscheinungen der nüchtern betrachteten Natur gleichermaßen anwendet.
Die vielen Kreidestudien nach der Natur dienten Reinhart, der als leidenschaftlicher Jäger oft die Wälder der Umgebung durchstreifte, meist als Vorlagen für die Gestaltung der Vordergründe seiner in Öl gemalten, oft mit religiösen oder mythologischen Staffagen versehenen Landschaftsbilder. 1810 entstand aber auch eine Radierung "Felslandschaft mit einem nach links schreitenden Hirten", die motivisch durchaus vergleichbare Felsblöcke aufweist (Fechtmayr 1975, S. 410, Andresen Nr. 124; Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. 40382).

Andreas Stolzenburg

Details zu diesem Werk

Kreide in Schwarz; Einfassungslinie (Feder in Schwarz) 290mm x 394mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 44289 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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