Victor Emil Janssen, Zeichner

Kopf eines Greises im Profil nach links, 1834

Die Zeit von Janssens Italienaufenthalt 1833-1835 war die schöpferischste seines kurzen Schaffens, in Rom erreichte er die Vollendung seines Zeichenstils, die ihn wegführte von der strengen Stilisierung nazarenischer Prägung hin zu einem plastischen, fest gefügten Linienstil.
Ein Beispiel für diesen Stilwandel ist die 1834 entstandene Folge von großartigen Männerköpfen, die als Vorstudien größeren Kompositionen dienen sollten, doch in ihrer Eindringlichkeit weit über den Charakter bloßer Vorzeichnungen hinaus gehen.
Die Zeichnung eines Greisenkopfes wurde wahrscheinlich als Vorstudie für ein später in München begonnenes Gemälde der "Verkündigung an die Hirten" verwendet, das Janssen aber nie vollendete und schließlich selbst vernichtete. Der Kopf bildet in der bewußten Konzentration auf die Physiognomie und die weitgehende Zurücknahme dekorativer Stilisierungen einen Höhepunkt in Janssens Schaffen. Fast überdeutlich sind die Gesichtszüge, der zahnlose Mund und die wie eingegraben wirkenden Falten wiedergegeben, Bart und Haare, jede Strähne in kristalliner Härte durchgezeichnet. Diese Genauigkeit gegenüber der Natur entsprach bereits einer realitätsbezogenen Kunstauffassung, die Janssen bei den in Rom tätigen französischen Plein-air-Malern kennengelernt haben könnte.
P.P.

Details zu diesem Werk

Schwarze Kreide 367mm x 290mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 41240 Sammlung: KK Zeichnungen, Hamburg, 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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