Jacob de Heusch, zugeschrieben
Willem Heusch, ehemals zugeschrieben

Zwei Schafhirten bei einer baumbestandene Wiese, vor 1675?

Verso: Flüchtige Waldstudie

Das unsignierte Blatt wurde 1994 als Arbeit des Willem de Heusch publiziert. Mit dessen gesicherten Zeichnungen lässt es sich aus stilistischer Sicht jedoch nicht in Einklang bringen. Gegen Willems Autorschaft sprechen die mit Pinsel gezeichneten Baumstämme im Hintergrund, und auch die luftiger konturierten Laubgruppen unterscheiden sich von den eng schraffierten, schräg ausgerichteten Kürzelstrukturen des Künstlers.
Für eine Zuschreibung an Willems Neffen Jacob de Heusch, dem das Blatt zuvor zugeordnet war, fehlen zwar ebenfalls konkrete Anhaltspunkte. Der Großteil der für Jacob gesicherten Blätter ist zwischen 1675 und 1680 auf seiner Italienreise entstanden und zeigt kaum Berührungspunkte mit der Hamburger Zeichnung.(Anm.1) Ausnahmen bilden jedoch zwei ihm zugeschriebene Blätter in Edinburgh, vergleichbar in der schräg angelegten Pinsel-Schraffur.(Anm.2) Der mit Pinsel gezeichnete Hintergrund begegnet zudem ähnlich auf einer „D Heus“ signierten „Turmruine“ in Berlin, die nach Bock/Rosenberg (1931) auch mit Jacob de Heusch in Verbindung gebracht werden kann.(Anm.3) Ein in gleicher Weise signiertes Blatt befindet sich ebenfalls in Berlin, bei dominierender Pinselarbeit und ähnlich großzügig konturierten Baumkronen wie auf dem Verso der Hamburger Zeichnung.(Anm.4)
Jacobs Gemälde aus den 1690er Jahren wiederum, ideale Landschaften in der Nachfolge Gaspard Dughets (1615–1675), sind in Komposition und Baumschlag von unserem Blatt abzugrenzen.(Anm.5) So wäre allenfalls eine Entstehung in Jacobs frühen Utrechter Jahren (vor 1675) denkbar. Um dies zu verifizieren, fehlen jedoch konkrete Anhaltspunkte, wenn man nicht die Nähe zu Willem de Heusch in diese Richtung interpretieren möchte. Nach Houbraken bezog sich Jacobs Bentname „Afdruck“ (Abklatsch) auf die künstlerische Abhängigkeit von seinem Onkel.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Vgl. An Zwollo: Hollandse en Vlaamse veduteschilders te Rome 1675-1725, Assen 1973, Abb. 72, 80–83, 85, 89, 90. Von den in dieser Zeit unter Einfluss Salvator Rosas entstandenen Gemälden (ebd. Abb. 76, 77) unterscheidet sich unser Blatt in der schlichten Komposition.
2 Edinburgh, National Gallery of Scotland, Inv.-Nr. RSA 111 und Inv.-Nr. RSA 416, Keith Andrews: Catalogue of Netherlandish Drawings in the National Gallery of Scotland, 2 Bde., Edinburgh 1985, Bd. 1, S. 37.
3 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 5992, Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederländischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, Bd. 1, S. 151.
4 „Stadttor“, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 2596, Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederländischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, Bd. 1, S. 151.
5 An Zwollo: Hollandse en Vlaamse veduteschilders te Rome 1675-1725, Assen 1973, Abb. 91–95.
6 Arnold Houbraken: De groote Schouburg der Nederlantsche konstschilders en schilderessen … zijnde een vervolg op het schilderboek van K. van Mander, 3 Bde., ’s Gravenhage 1718-1721, Bd. 3, S. 362.

Details zu diesem Werk

Feder und Pinsel in Grau und Braun; Einfassungslinien (Graphit) Technik Verso: Feder in Braun, Pinsel in Braun und Grau 229mm x 230mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 39454 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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