Jan de Bisschop
Die Heimsuchung, um 1660
Für dieses Blatt und weitere vier Zeichnungen (Inv.-Nr. 39445, 39445, 39448, 39444) verwendete Jan de Bisschop eine seltene Farbkombination: Rötel und braune Tusche, möglicherweise angeregt von Nicolas Poussin (1594–1665).(Anm.1) In gleicher Technik arbeitete zeitweise auch sein Stadtgenosse Jacob van der Does (vgl. Inv.-Nr. 21842). Beide hatten um 1660 gemeinsam mit gleichgesinnten Künstlerfreunden eine private Zeichenakademie in Den Haag gegründet. Möglicherweise entstanden die Rötel-Tusch-Zeichnungen im Kontext dieser viermal pro Woche stattfindenden Treffen.(Anm.2)
Eine vergleichbare Zeichnung im kleinen Format befindet sich in Edinburgh.(Anm.3) Die Evangelistendarstellungen von Inv.-Nr. 39445 und 39446 wurden vermutlich nachträglich aus einem Studienblatt herausgetrennt, vergleichbar dem 1998 versteigerten „Studienblatt mit Bauern“.(Anm.4)
Annemarie Stefes
1 Renske E. Jellema, Michiel Plomp: Episcopius - Jan de Bisschop (1628-1671), advocaat en tekenaar, Ausst.-Kat. Amsterdam, Museum het Rembrandthuis, Zwolle 1992/93, S. 15; vgl. Kat.-Nr. 94.
2 Ebd. S. 15; zu der Akademie S. 10. Vgl. auch Schatborn, in: Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 198. Im Falle der einander umarmenden Frauen auf Inv.-Nr. 39447 besteht möglicherweise ein Zusammenhang mit mehreren Studien De Bisschops in London, Victoria & Albert Museum, Inv.-Nr. D.1212.132-1889, Inv.-Nr. D.1212.119-1889, Inv.-Nr. D.1212.130-1889, Inv.-Nr. D.1212.126-1889 und Inv.-Nr. D.1212.128-1889.
3 Edinburgh, National Gallery of Scotland, Inv.-Nr. D 2777, Keith Andrews: Catalogue of Netherlandish Drawings in the National Gallery of Scotland, 2 Bde., Edinburgh 1985, Bd. 1, S. 6.
4 Aukt.-Kat. London, Christie’s, 21. 4. 1998, Nr. 379 (124 x 73 mm).