Pablo Pernicharo wurde 1705 in Zaragoza geboren, wo er laut Ceán Bermúdez auch seine Lehre began, bevor er sie in Madrid bei Michel-Ange Houasse fortsetzte. Es folgte ein von Philipp V. unterstützter Romaufenthalt, während dessen er sich an der Antike schulte und hauptsächlich Arbeiten Raffaels kopierte. 1736 wurde er Mitglied der dortigen Akademie St. Lukas. Zurück in Madrid wurde er 1743 “Pintor del Cámara”, 1752 stellvertretender Direktor für Malerei an der neu gegründeten Academia de Bellas Artes de San Fernando, ein Jahr später folgte er als deren Direkter für Malerei auf Louis van Loo.2
Ceán erwähnt, dass Pernicharo viele Zeichnungen für die jungen Schüler der neuen Akademie fertigte,3 wofür die vorliegende ein gutes Beispiel ist. Als Skulptur auf einem Sockel im klassischen Kontrapost stehend führt er die Personifikation der “Caritas” vor, ein Kind in den Armen und eines an ihrer Seite, aber ebenso deutlich unter ihrem Schutz. Zeichnerisch gut nachvollziehbar und ohne illusionistische oder zu kräftige Effekte ist das Blatt ein hervorragendes “Vorbild”. Nach einer leichten Umrisszeichnung unterstreicht die mit vorwiegend vertikalen und längeren Strichen geformte Kleidung die elegante Pose der “Caritas”. Wenige und leichte Schraffuren folgen den Körperformen und geben ihnen ihr Volumen. In der Academia de Bellas Artes de San Fernando existieren weitere zeichnerisch ebenso gearbeitete Blätter Pernicharos, so dass auch das vorliegende einen guten Einblick in die zeichnerische Ausbildung der ersten Jahre der Akademie in Madrid geben kann. Bezeichnenderweise war das Blatt auch innerhalb der “Escuela italiana” eingeordnet — in der Echeverría-Liste erscheint es dort unter der Nr. 17.


1 Pernicharo starb in Zaragoza, wohin er wegen seiner Krankheit zurückging, s. Fernández García 2004, S. 66.
2 Ceán Bermúdez 1800, Bd. IV, S. 83–85. García Sepúlveda/Navarrete Martínez 2007, S. 329.
3 Ceán Bermúdez 1800, Bd. IV, S. 83.

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