Alonso Cano

Altar der Heiligen Katharina von Alexandrien, mit zwei Rahmenvarianten, um 1648 - 1652

Die heilige Katharina, eine Königstochter aus Zypern, vermählt sich mit dem Jesusknaben, anstatt sich, wie von ihr verlangt, mit des Kaiser Sohn zu verloben. In Alexandrien traf sie auf Kaiser Maxentius, der heidnische Opfer auch von Christen verlangte. Katharina verweigerte dies und legte ihre Überzeugung gegenüber den 50 besten Philosophen dar, die der Kaiser zur Diskussion darüber mit ihr geladen hatte. Da diese sich letztlich selbst taufen ließen, wurden sie vom wütenden Kaiser verbrannt; Katharina ließ er auspeitschen und in den Kerker werfen, was sie mit göttlicher Hilfe unversehrt überstand. Daraufhin will der Kaiser Katharina nun mit einem Rad martern, welches mit spitzen Messern und Nägeln bestückt ist. Blitz und Donner zerstören jedoch das Rad und vernichten die Henker. Die kaiserliche Wut ist nun derart gesteigert, dass er Katharina enthaupten lässt. Von Engeln getragen wird ihr Leib auf dem Sinai begraben.(Anm.1)

Die Zeichnung zeigt Katharina mit dem Schwert in ihrer linken inmitten der Trümmern ihrer Marter, wie sie sich über die rechte Schulter den Putti zuwendet,(Anm.2) im Ansatz schon bereit, von ihnen den Palmwedel des Märtyrertums entgegen zu nehmen. Der rechte Putto ist im Begriff, sie zu bekränzen, und im Durchblick zum Mittelgrund links unten ist ihr weiterer Weg vorgezeichnet: Engel, die bereits mit ihrer Grablegung beschäftigt sind. Mit sicheren und ruhigen Linien vorgetragen, strahlt Canos Katharina auch zeichnerisch Überlegenheit aus, was von der die Linien begleitenden Lavierung unterstützt wird. Im Schattenbereich unterhalb ihrer Brust und am Bauch wurde nachgedunkelt.

Das Altargemälde, zu dem dieses Blatt die Vorzeichnung ist, befand sich an einem Pfeiler neben dem Seiteneingang der Kirche San Miguel in Madrid.(Anm.3) Im Jahre 1790 verbrannt, ist es aber durch einen Kupferstich Diego de Obregóns(Anm.4) bekannt. Der auch im Format der Zeichnung entsprechende Stich folgt der Darstellung — mit Ausnahme des Himmels und der Vegetation unten links — sehr genau. Damit erscheint es auch möglich, dass er die Zeichnung selbst zur Vorlage nahm.(Anm.5) Leider zeigt er nicht, ob man sich auch für eine der beiden in der Zeichnung von Cano vorgeschlagenen architektonischen Rahmenlösungen entschieden hatte. Mit den Marmorfeldern der Sockelzone unterscheiden sich die beiden Varianten nur geringfügig, den linken Rand rahmt ein kannelierter Pilaster mit stark vereinfachtem korinthischen Kapitell, das dafür mit umso größerem Blattwerk nach oben weitergeführt wird. Rechts dominiert eine im oberen Abschluss fast klare und ruhige eher dorische anmutende Lösung, die mit flachen Bögen fortgesetzt wird. Über dem Gemälde sah die rechte Variante einen mit Voluten beflügelten Cherub vor, die linke bleibt in ihrem Abschluss mit Blattwerk und Früchten pflanzlich.(Anm.6)

1 Die Geschichte Katharinas findet sich in Santiago de la Voragine, Legenda aurea. XXX
2 Diese Haltung Katharinas ist gespiegelt fast identisch mit der des “Johannes Evangelist auf Patmos” (Budapest, Museum der Bildenden Künste) und folgt dem Modell von Riberas "Hieronymus mit der Trompete” (vgl. Ausst.-Kat. Hamburg 2001, S. 194, Ausst.-Kat. Madrid 2001, S. 35) oder dem “Hieronymus mit dem Engel”, vgl. hier Inv.-Nr. 1963/580.
3 Palomino 1988, S. 347: “Y también la Santa Catalina Virgen, y Mártir, que está en un pilar de la parroquial de San Miguel, junto a la puerta del costado dicha iglesia.”; Ceán 1800, Bd. 1, S. 219: “En un poste de esta iglesia había antes del incendio acaecido el año de 1790 un lienzo de SANTA CATALINA.”
4 Diego de Obregón (bl. 1658–1699), Madrid, Biblioteca Nacional, 208 x 111 mm, Inv. 41241; Wethey 1952, Abb. 11, S. 222, Abb. 11 und Ausst.-Kat. Madrid 2001, S. 80.
5 Vgl. Ausst.-Kat. Madrid 2001, S. 81 und Véliz 2011, S. 290–292.
6 Vgl. hinsichtlich der Darstellungen alternativer Lösungen innerhalb einer Zeichnung auch die Studie des Museo de Bellas Artes in Córdoba, Inv.-Nr. DJ0048D, in: Véliz 2011, S. 410–481, Nr. 114.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, braun laviert, über schwarzem Stift auf gräulich-braunem Papier, Druckspuren vom Lineal bei den Rahmenlinien 334mm x 191mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 38497 Sammlung: KK Zeichnungen, Spanien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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