Alonso Cano

Die Taufe des Heiligen Dominikus, 1660 - 1665

Dieses mittlerweile von der Forschung als von Cano akzeptierte Blatt hatte Wethey dessen Nachfolger Niño de Guevara zugeschrieben. Es gehört zu dem Zyklus, den Cano in Granada für den “Claustro grande del convento de los Dominicos da la Santa Cruz la Real de Granada” konzipiert und zeichnerisch vorgelegt,(Anm.1) allerdings letztlich nicht selbst ausgeführt hatte.(Anm.2) Der 1624 vollendete Kreuzgang des über Inquisition und Zensur ungemein einflussreichen Konvents bestand aus 28 Bögen im Erdgeschoss, für deren Nischen die Malereien vorgesehen waren.(Anm.3) Diese sollen im 19. Jahrhundert im Museo de Bellas Artes in Granada aufbewahrt worden sein, sind aber nicht mehr erhalten.(Anm.4)

Die Zeichnung ist als stark lavierte Federzeichnung charakteristisch für Cano. Bereits mit der Feder weit durchgezeichnet, dient die Lavierung vor allem der Organisation der Beleuchtung, um die Figuren im Raum zu staffeln. Man sieht Spuren, die von der Verwendung von Lineal und Graviernadel herrühren.(Anm.5) Hier sind zusätzlich die schmalen, langen Finger besonders auffallend, wie sie auch in weiteren Zeichnungen zu dieser Serie zu finden sind.

Wie die Inv.-Nr. 38501 haben alle zu diesem Zyklus gehörende Zeichnungen ein ähnliches Format, sind mit einer Ausnahme oben halbrund abgeschlossen und beschreiben Szenen aus dem Leben des hl. Dominikus (1170–1221). Das vorliegende Blatt zeigt seine die Taufe, in der im Vordergrund rechts der Hund mit einer Fackel im Mund zugegen ist, der seiner Mutter im Traum erschienen war und sich im Namen des 1216 von Papst Honorius III. anerkannten Ordens wiederfindet (“Domini canes”— “Hunde des Herrn”).(Anm.6) Ebenfalls verweist im Blatt die Amme auf das Haupt des Kindes, an dessen Stirn sie bei der Taufe einen goldenen Stern sah.

Palomino gab an, alle Zeichnungen Canos für den “Claustro” besessen zu haben.(Anm.7) Er war 1712 in Granada und könnte sie in jener Zeit dort oder auch in Valencia erworben haben.(Anm.8) Wahrscheinlich kamen sie dann mit einigen anderen Zeichnungen (u. a. v. Goya) über Ceán Bermúdez(Anm.9) in das Umfeld der Akademie in Sevilla und damit letztlich in die Hamburger Sammlung. Ähnlich wie zu weiteren Zeichnungen dieser granadinischen Serie existiert eine Kopie dieses Blattes, die Zahira Véliz Juan Antonio del Castillo zugeschrieben hat.(Anm.10)


1 Zu Canos Zeichnungen für diesen Zyklus s. Véliz 2007.
2 Palomino 1988, S. 354. Die Ausführung besorgte vermutlich ein gewisser “Juan Antonio del Castillo”, vgl. Véliz 2007, S. 326.
3 Véliz 2011, S. 328.
4 Ausst.-Kat. Granada 2001, S. 309, Véliz 2011, S. 327.
5 Vgl. Véliz 2007, S. 328, Fig. 4 oder Véliz 2011, S. 332, Fig. 63.1.
6 Vgl. Ausst.-Kat Hamburg 1966, S. 10.
7 Palomino 1988, Bd. 3, S. 354: Y en este tiempo hizo todos los dibujos (…) los cuales tengo yo en mi poder.”
8 Palomino 1988, Bd. 3, S. 354; Vgl. Ausst.-Kat. Oviedo 2002, S. XX; Véliz 2007, S. 329; Véliz 2011, S. 327.
9 Zahira Véliz vermutet, dass vielleicht alle Zeichnungen Canos dieser Serie in Ceáns Besitz gewesen waren, da er einen Großteil der Sammlung Palominos erwarb; vgl. Véliz 2007, S. 329 und Véliz 2011, S. 327.
10 Véliz 2007, S. 331, fig. 12, sie zitiert nach einer Fotografie. Später verweist sie auf eine fotografische Reproduktion der Zeichnung im Archiv Mas (GI23988) und darauf, dass die Zeichnung sich in einer Privatsammlung in Segovia befindet, Veliz 2011, S. 332.

Details zu diesem Werk

Pinsel in Braun, fast vollständig braun laviert, über Vorzeichnung in Graphit oben halbrund abgeschlossen, die Zwickel auf dem Montageblatt braun laviert 130mm x 106mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 38495 Sammlung: KK Zeichnungen, Spanien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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