Marten de Vos, Werkstatt
Allegorie des Glaubens ("Fides"), Ende 16. Jh.
De Vos’ Autorschaft wurde von Reinsch zu Recht abgelehnt. Dennoch bestehen stilistische Verbindungen zu ikonographisch verwandten Arbeiten des Künstlers. Mit der „Allegorie des Glaubens“ in München und der „Allegorie der Hoffnung“ in Breslau lässt sich der Figurentyp ebenso vergleichen wie die festen Umrisse, die flächige Lavierung und die linearen, häkchenartig umgebogenen Faltenzüge. Das runde Gesicht erinnert auch an eine dem Künstler unter Vorbehalt zugeschriebene „Fides“ in Paris.(Anm.1)Insofern ist die alte Beischrift „Martin de Vos“, die eine ältere Zuschreibung wohl an Abraham Bloemaert korrigiert, gut auf den Umkreis des Künstlers zu beziehen.
Das Übertragungsraster deutet auf ein großformatiges Projekt. Eine der Münchner Zeichnung verwandte „Allegorie der Hoffnung (Spes)“ begegnet auf einem unter Werkstattbeteiligung entstandenen Gemälde in Pommersfelden.(Anm.2) Für die Hamburger Zeichnung wäre ein Zusammenhang mit einem ähnlichen Projekt denkbar.
Annemarie Stefes
1 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 20612, Frits Lugt: Maîtres des anciens Pays-bas nés avant 1550, Musée du Louvre, Cabinet des Dessins. Inventaire général des dessins des écoles du Nord, Bd. 4, Paris 1968, Nr. 447.1 München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 19428,
2 Holm Bevers: Niederländische Zeichnungen des 16. Jahrhunderts in der Staatlichen Graphischen Sammlung, Ausst.-Kat. München, Staatliche Graphische Sammlung, München 1989, Nr. 78; Breslau, Ossolineum, Inv.-Nr. 8758, Ausst.-Kat. Wrocław 1998, Nr. 60. „Spes, Fides, Caritas“, Pommersfelden, Schloss Weissenstein, Gräflich Schönbornsche Sammlung, Zweite 1980, Nr. 92, zweite Hälfte der 1590er Jahre.