Philipp Otto Runge

Der Tod Conbanas (Illustration zu "Ossian"), 1805

Runge hatte die Darstellung zu Vers 182-212 im ersten Gesang von Cathloda in seinem Konzept für den Grafen Stolberg beschrieben: „4. Fingal kommt in der Morgenröthe zu Conbana, tragend die Beute des Feindes; vor ihm ragt sein Speer. Sie sinkt, da sie den gespaltnen Helm erblickt, bleich dahin; ihr Geist schreitet im Streifen des Regenbogens empor. Auf dem Gewölk im Westen wird sie empfangen in Cruthloda’s Halle. – V. 182-212.“ (Anm. 1) Runges ausgeführte Zeichnung dazu hat Daniel ausführlich beschrieben: „5) Fingal kommt links von einem Hügel, von welchem sich Gewölk vor ihm herabrollt, er trägt am Speer einen achteckten Schild, und hebt den erbeuteten Helm in die Höhe. In der Mitte liegt Conbana auf dem Rücken hingestreckt und stirbt; ein Regenbogen steigt von ihr wie eine Brücke nach den Wolken rechts hinauf, wo die Geister der Väter sie empfangen. Rechts Tannen und Felsen.“ (Anm. 2)
Runge selbst hat zu dem für Stolberg bestimmten Konzept noch eine Naturschilderung gegeben, die etwas von der Stimmungslage imaginieren sollte - laut Daniel „einigermaßen musikalischen Phantasien ähnlich“ (Anm. 3): „* In Lochlin herrscht der Winter auf den felsigen Ufern, die gegen Abend in’s Meer unfruchtbar vorragen. – Es werden die Tage wieder länger, die Sonne kehrt zurück. – Am Abend, wie sie in’s Meer sinkt, scheint sie lau an die Felsen, doch sinkt sie von den unfruchtbaren hinab. Die Wolken leuchten umher; oben steht in milder Nacht der zunehmende Mond. – Die Berge schütteln ihre Tannenwipfel, und im Thale löset sich schmelzender Schnee zu tönenden Bächen. – Lau wird die Nacht, gebrochen ist des Winters Kraft, es stürzt die Eiskruste vom bemoos’ten Berge herab. – Leuchtend kommt der Morgen über’s Gebürge; dunkle Regenwolken stehen am Abend, und in Wohllaut rauschen die Schneebäche. – Roth und blutig steigt die Sonne herauf; es reißt sich Schneegewölk von Osten her; wie mit Blitzen bricht die Sonne durch, und in des Westens Regengewölk springt der Regenbogen vom Felsen in’s Meer. Wieder erhebt sich der Winter, Schneeflocken fallen, und weißgestreckt liegt’s an des Stromes Rand im Thal.“ (Anm. 4)

Peter Prange

1 HS I, S. 269.
2 HS I, S. 268.
3 HS I, S. 269.
4 HS I, S. 269-270.

Details zu diesem Werk

Feder in Schwarz über Bleistift 619mm x 961mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 34145 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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